Kennst du das?

Philipp ist Schüler. Immer wieder sagen andere Schüler Schimpfwörter zu ihm. Er verteidigt sich mit denselben Beschimpfungen und gibt manchmal noch was drauf. Die Lehrerin gibt an, Philipp käme nicht rechtzeitig zu ihr, wenn andere Kinder ihn hänseln oder provozieren. Er wiederum erzählt, dass er es den Lehrerinnen schon gesagt hat, sie ihn aber nicht hören.

Was kannst du als Mama oder Papa tun?

Wie kannst du dein Kind unterstützen?

1. Verständnis und Klarheit für dein Kind

Nimm Dir Zeit und höre deinem Kind empathisch zu.
Achtung: Empathisch zuhören bedeutet: Alles, was ich will, ist dich zu verstehen! Nicht, dir Recht zu geben oder Schuldige zu suchen.
Filtere nach und nach – mit viel Gefühl –  alle unterschiedlichen Elemente (Fakten, Bewertungen, Gefühle, Bedürfnisse und Handlungen) heraus.

Gestaltet gemeinsam ein Bild. Nimm dazu:

  • ein großes Blatt Papier (großer Zeichenblock, Flipchart)
  • Stifte in folgenden Farben:
    Blau: für die Fakten und sachlichen Beobachtungen
    Schwarz: für die Gedanken, Bewertungen und Urteile
    Rot: für die Gefühle
      Grün: für Bedürfnisse und Anliegen, für das, was wirklich wichtig ist
    Gelb: für die Handlungen
  • Bedürfniskarten oder die Bedürfnis-App

Du hast keine Bedürfniskarten? Dann nutze doch die gratis Bedürfnis-App RE-FOKUS!

 

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Die Vorteile dieser Bilderarbeit:

  • Du brauchst nicht chronologisch vorgehen.
  • Egal wovon dein Kind spricht – du schreibst dort mit, wovon gerade die Rede ist.
  • Ihr könnt Euch ganz dem Fluss hingeben – was kommt, das kommt und wird an entsprechender Stelle eingetragen.
  • Dein Kind wird mit allem gehört und ernst genommen.
  • Es weiß, dass es voll und ganz verstanden wurde.

 

Zeichne nun folgendes Bild:

Schreib in die entsprechenden Stellen

1. Was sind die Fakten? Was ist passiert?

Dein Kind beschreibt die Situation.

Du schreibst unter Auge und Ohr die Beobachtungen, das was sachlich passiert.

Die Gedanken finden auch ihren Platz: ganz oben im Bild darf alles hin!

Du trennst also Beobachtung/Fakten von dem, was dein Kind dazu denkt und notierst alles an entsprechender Stelle

2. Wie fühlt sich Dein Kind dabei?

Schreib die wahren Gefühle in das Herz – sie geben Hinweis auf das, was gebraucht wird.
Achtung: Verwendet dein Kind Pseudo-Gefühle, frag es, wie sich das anfühlt, wenn es das denkt

3. Worum geht es ihm?

Schreibe alle Bedürfnisse, die in der Situation eine Rolle spielen, in den Kreis. Beim Finden der Bedürfnisse können die Bedürfniskarten enorm hilfreich sein!

Welches ist ihm das wichtigste Bedürfnis? Markiere es!

4. Die Handlungen und die Handlungsmöglichkeiten:

Auf die Striche, die von den Bedürfnissen ausgehen schreibst Du:

  • Was dein Kind bisher konkret getan hat.
  • Was dein Kind noch tun könnte. Sammel alle Ideen, die dein Kind hat und schreib jede Idee auf einen eigenen Strich!

 Achtung!

  • Hier darf alles gesagt werden und Platz finden. Wenn Dein Kind die Idee hat, dem anderen eine reinzuhauen. Dann schreibst Du das genauso auf!
  • Achte darauf, dass alles, was Du niederschreibst, konkret und beobachtbar ist.

Hier ein Beispiel:
Ruhe bewahren ist zu ungenau. Frag dich und dein Kind:
Wie und was tut dein Kind, wenn es Ruhe bewahrt? Sei hier ganz genau!

Es müssen konkrete, beobachtbare Handlungen sein, wie z.B.:

  • Ich atme tief ein und aus.
  • ich sage mir immer wieder leise: „Alles wird gut.“
  • Ich gehe raus.
  • Ich gehe zur Lehrerin und höre gar nicht mehr zu, was die anderen sagen.
  • Ich schreibe jedes Wort auf, dass sie sagen. Dann zeige ich das her.

 

  • Sammel wirklich alle Ideen Deines Kindes.
  • Hast Du noch weitere Ideen? Dann frag Dein Kind: „Ich hab noch Ideen, was Du tun könntest. Magst Du sie hören?
    Wenn ja, schreib sie auf weitere Striche dazu.

 

5. Bewerten der Handlungen und Handlungsmöglichkeiten

Wenn Ihr damit fertig seid und dem Ganzen nichts mehr hinzuzufügen ist, geht gemeinsam ans Prüfen und Entscheiden:

Bis jetzt hat Dein Kind zurück geschimpft. Was ist dann passiert? Er hat Ärger mit der Lehrerin bekommen und du musstest in die Schule. Diese Strategie bringt also letztendlich nur Ärger, kann also gestrichen werden.

Dein Kind kann das andere Kind hauen. Was passiert dann? Lass dein Kind die Situation durchspielen. Vermutlich hat es dann noch mehr Probleme als zuvor, stellt sein Bedürfnis also auch nicht zufrieden und kann gestrichen werden.

Geht alle Ideen durch und prüft, welche wirklich Sinn machen und Dein Kind in dem unterstützen, damit es bekommt, was es braucht.

Beispiel

 

 

1. Das ist passiert. Das sind die Fakten:                                                                                            

Ein Bursche, der neu in die Klasse gekommen ist, sagt in den Pause zu meinem Sohn:

„Du bist ein Gollum!“ „Schircher Pferdehengst!“  „Arschloch!“ „Dein Gesicht gehört verboten“

Seine Gedanken dazu trag ich oben ein:

Das ist so arg! So kann der nicht mit mir reden! Das lass ich mir nicht länger gefallen! Ich kann gar nichts machen, damit der aufhört! Wenn ich weg geh, geht er mir nach! Ich hab überhaupt keine Ruhe! …

2. Gefühle 

(schreib ich ins Herz)     und                                                                                                                             

3. Bedürfnisse

 (schreib ich in den Kreis) dazu:                                                                               

Ich bin hilflos und brauche Unterstützung!

Ich bin echt sauer! Ich bin verärgert!

Ich bin voll genervt und wünsche mir einfach nur Ruhe!

 

Das wichtigste  Bedürfnis:

In Bezug auf die Gesamtsituation: Unterstützung

In Bezug auf die Situation in der Klasse: Ruhe

 

4. Handlungen und Handlungsmöglichkeiten:

Ruhe:

  • Ich sag ihm das Gleiche zurück.
  • Ich hau ihm ein rein, wenn er nicht aufhört.
  • Ich geh zu einem Lehrer.
  • Ich schreibe alles auf, was er sagt und bring es dann mit nach Hause.

Unterstützung:

  • Bitte, Mama, tu was.
  • Bitte red mit unserem Klassenvorstand.

 

5. Bewerten der Handlungen und Handlungsmöglichkeiten:

  • Zurück-Sagen: Hat bisher nichts verbessert – streicht er
  • Hauen: Spielt er in Gedanken durch. Wer nicht hören will, muss fühlen. Danach, das weiß er, bekommt er Ärger mit seinem Lieblingslehrer, hat also erst keine Ruhe.
    Wird gestrichen.
  • Zu einem Lehrer gehen: Hat er keine Lust dazu. Streicht er.
  • Mitschreiben und dann mir geben: Ja, das will er machen.
  • Ich sag ihm zu, dass ich beim Elternabend nächste Woche mit seinem Klassenvorstand und der Mutter des anderen Kindes sprechen werde. Das, was er bis dahin geschrieben
    hat, nehm ich mit. Das will er.

 

 

2. Nun finde Klarheit für Dich selbst:

Was ist passiert? Was sind die Fakten?

Was denkst du über die Situation?
Wichtig ist es hier, alle Gedanken dazu, frei von der Leber weg, aufzuschreiben.
Sie geben dir Hinweise auf den nächsten Punkt:

Wie geht es dir damit und worum geht es dir?

Welches ist momentan Dein wichtigstes Bedürfnis?

Was willst du nun unternehmen, um für dieses Bedürfnis zu sorgen?

Hier gibt es viele Möglichkeiten! Zuerst sammeln und dann entscheiden.

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 Beispiel:

 Das ist passiert. Das sind die Fakten:                                                                                           

Mein Sohn erzählt mehrmals von der Schule, dass er von einem Burschen beschimpft wird. Wenn er weggeht, damit der andere aufhört, geht der ihm nach und schimpft weiter.

Ich sammle schriftlich all meine Gedanken dazu.

Das sind meine Gefühle und Bedürfnisse dazu:
Ich bin besorgtSicherheit, Wohlfühlen: Ich möchte sicher sein, dass sich alle
in der Klasse wohlfühlen. Schutz: Ich möchte, dass mein Kind geschützt ist:

  • ganz generell möchte ich, dass meine Kinder einen geschützten Rahmen in der
    Schule haben und nicht beschimpft werden.
  • ganz speziell: denn wenn der Konflikt immer weitergeht und ausartet und es auch
    zu körperlicher Gewalt kommt (Hauen, Schlagen, Treten, …) habe ich große Sorge,
    dass dann mein Kind als „der Böse“ da steht. Und deswegen ist mir Schutz wichtig.
    Schutz, dass es nicht so weit kommt.

Mein wichtigstes Bedürfnis: Schutz

Das will ich nun unternehmen, um für mein wichtigstes Bedürfnis zu sorgen:              

  • Ich informiere den Klassenvorstand per Mail, dass ich mit Ihm und der Mutter des anderen Kindes beim Elternabend sprechen möchte und worum es geht.
  • Ich informiere meinen Sohn darüber – so weiß er, dass bereits etwas geschehen ist.
  • Ich bereite das Gespräch vor. Dabei überlege ich auch, was die Bedürfnisse des Lehrers,
    der Mutter und des anderen Kindes sein könnten.

Diese Klärung für sich selbst ist enorm wichtig!

Wenn ich innerliche Klarheit habe, kann ich mich kraftvoll und authentisch für mich und mein Kind einsetzen und handeln.

 

Welche Erfahrungen hast Du mit diesem Vorgehen gemacht?

Schreibe direkt in die Kommentare!

Hast Du Fragen dazu? Stell sie in den Kommentaren – ich antworte gerne!

Teile auch weitere Ideen, die Du hast und anderen nützlich sein können.

Herzlichst,
Irmgard