Wie gehen wir, in unserer Gesellschaft, miteinander und mit Problemen und Herausforderungen um?
Ein Blick in die Sprachkultur auf Facebook:
Jemand postet seine Meinung zu einem heißen gesellschaftlichen Thema und blitzartig fluten Gegenmeinungen und gleiche Meinungen den Ersteintrag.
Es wird generalisiert, beschuldigt und beschimpft.
Sprache zeigt, wie wir als Gesellschaft miteinander umgehen. Sie ist ein Spiegel.
Welche Worte, welche Ausdrücke, welche Formen gibt es, sind erlaubt, werden verwendet?
Auszug aus einer Informationsveranstaltung
für die Bevölkerung eines Ortsteils, in dem – für die Einwohner überraschend schnell und überraschend viele – Flüchtlinge untergebracht werden.
Während vorne gesprochen und hinten gelauscht wird, schreit ein Mann vor dem Saal: „ Geht sowie alles den Bach runter! Wir sind das Volk! Uns fragt ja keiner! …“
Eine Frau entgegnet gleichzeitig: „Ja, sollen wir die vielleicht zurückschicken? Wenn man denen nur nett entgegenkommt, dann sind sie auch nett.“
Und wieder eine andere, die diese beiden Stimmen und noch ein paar andere dazu hört, fühlt sich absolut unwohl dabei. Denkt sich still: „Das geht überhaupt nicht. Das ist so undifferenziert. Das ist so grob. So will ich nicht, dass man miteinander umgeht, so gar nicht zuhört, so reinschreit. So finden wir sicher keine Lösung. …“
Die Gedanken der drei sind verschieden.
Das, was sie verbindet, ist ein starkes Gefühl: ANGST.
Ja, wir haben „heiße“ Themen in unserer Gesellschaft. Die Sprache mit der diesen Themen begegnet wird, macht mir mehr Angst als das Thema selbst.
Wie ist das bei dir?
Möchtest auch du dir sicher sein, dass wir einen Umgang miteinander pflegen, der es möglich macht, dass für uns alle stimmige Lösungen gefunden werden.
Eine Illusion?
Eine Frage des Ausdrucks?
Eine Frage des Respekts?
Ist die Form des Ausdrucks schwer zu nehmen, ist die Chance, dass der/die Betreffende gehört und erst genommen wird gering.
Je weniger ein Mensch gehört und ernst genommen wird, umso mehr steigt der innere Druck – das geht von ganz alleine.
Es geht nun nicht mehr um die Sache selbst, sondern um den Respekt.
Um den Respekt, gehört und ernst genommen zu werden.
Unbewusst wird die Stimme lauter bis zum Schreien – oder bei anderen ganz gefährlich leise. Forderungen und Drohungen werden ausgestoßen,die Worte fliegen schneller, die Ausdrucksweise wird heftiger und tiefer. Den Respekt hole ich mir!
Was ist dieser Respekt überhaupt, der so wichtig ist?
Um den so gerangelt und gekämpft wird.
Der, je wichtiger und bedeutender er in Auseinandersetzungen wird, immer weniger gelebt wird?
Ich unterscheide zwischen dem:
- WAS wir Menschen brauchen und dem
- WIE wir es bekommen oder bekommen wollen.
WAS wir alle Menschen brauchen, ist Respekt.
Er ist eines unserer (Grund-) Bedürfnisse, die jeder Mensch hat. Wirklich jeder.
Respekt bedeutet für mich:
Ich möchte gesehen und gehört werden. Ich möchte als Mensch, als Person mit meinen Fähigkeiten, mit meinen Verantwortlichkeiten und deren Bedeutung, als Mensch mit meinen Grenzen, die ich gewahrt wissen möchte, mit meinem Raum über den ich selbst bestimme wahrgenommen werden.
Das Gleiche gilt auch den anderen gegenüber.
Was bedeutet Respekt für dich?