Die Anforderungen in deinem Beruf steigen?
Du hast hohe Ansprüche an die Qualität deiner Arbeit?
Der Zeitdruck ist enorm und stresst dich?
Du fühlst dich für vieles / mehr als nötig / alles und jeden / verantwortlich?
Bekommst keinen / wenig / zu wenig Dank dafür?
Gehst immer wieder / viel zu oft über deine Grenzen?
Fühlst dich müde und ausgepowert?
Dann ist dieser Artikel für dich!
Interessant kann dieser Artikel auch für dich sein, wenn du mit Menschen zu tun hast,
- die sich für vieles / mehr als nötig / alles und jeden / verantwortlich fühlen,
- dabei über ihre Grenzen gehen
- und /oder Fehler innerhalb ihrer Verantwortungsbereiche machen
- und / oder sich beklagen, dass nicht gesehen wird, was sie alles leisten
- und / oder deine Grenzen überschreiten (wollen)
Sprache kann täuschen!
Vor allem, wenn du in eine Sprach-Falle tappst und dich damit in Löcher gräbst, aus denen es schwer ist, zu entkommen!
Eine solche Sprach-Falle ist das „Sich-verantwortlich-fühlen“.
Eine Sprach-Falle, die supergut klingt und gesellschaftlich hoch angesehen ist.
Eine Sprach-Falle, die nach einiger Zeit gerne eine weitere nach sich zieht:
„Ich habe das Gefühl, dass gar nicht gesehen wird, was ich hier leiste!“
Jeder Dritte fühlt sich Burnout-gefährdet, schreibt der Standard am 22. Mai 2017 bezugnehmend auf die aktuelle Auswertung des AK-Arbeitsklima-Index Wien.
Abgesehen davon, dass es Arbeiten und Arbeitszeiten (wie z.B. in Schichtbetrieben, besonders mit Nachtdiensten) gibt, die belastend sein können, so klagen viele Menschen über folgende krankmachenden Arbeitsbedingungen:
- hohe Arbeitsintensität
- Überstunden
- Ungleichgewicht zwischen erlebter beruflich geforderter Leistung und dafür erhaltener Belohnung oder Wertschätzung
- geringer Handlungsspielraum
- geringe soziale Unterstützung
- Rollenstress
- aggressives Verhalten am Arbeitsplatz (mehr dazu in Bälde)
- Arbeitsplatzunsicherheit (mehr dazu in Bälde)
Einen Faktor aus dieser Liste möchte ich mit dir in diesem Blog näher betrachten:
Das Ungleichgewicht zwischen erlebter beruflich geforderter Leistung und dafür erhaltener Belohnung oder Wertschätzung.
Und:
Wie dich Pflichtbewusstsein vor einem Burnout schützen kann!
Ich liebe es, in meinen Trainings nach der Mittagspause mit einem bestimmten Ballspiel zu starten. Es beginnt ganz harmlos, löst viel Lachen aus und fördert die Konzentration.
Aus Spaß wird bald Ernst!
Je nach Themen und Anliegen der Teilnehmenden spielen wir unterschiedlich wirksame Variationen, um im Alltag Unsichtbares sichtbar zu machen: zum Thema Kommunikation, ernst genommen werden, Team- und Fehlerkultur, Umgang mit Stress aber auch zum Thema Verantwortung.
3 Bälle sind im Spiel. Jede/r weiß genau, wann er welchen Ball zu welchem Kollegen wirft. Jeder Ball geht „seine“ Runde. Bald läuft alles wie geschmiert. Das Team ist „eingespielt“.
Ich komme ins Spiel!
In einer Variation nutze ich nun meine „freie Zeit“, in der ich keinen der Bälle zugeworfen bekomme und nehme anderen Teilnehmenden den Ball aus der Hand.
Ich frage, an wen dieser Ball gehen soll und sobald ich die Antwort habe, bringe ich ihn eigenhändig dorthin. Dort angekommen sage ich: „Das soll ich dir von XY geben.“
Verwunderte Blicke treffen mich. „Was soll das jetzt?“, fragt vielleicht die eine oder der andere.
Oder: „Warum mischst du dich jetzt ein?“ Doch alle spielen so gut als möglich weiter.
Ich gehe weiterhin auf diese Art und Weise vor: nehme anderen den Ball aus der Hand, liefere ihn für sie aus.
Ein Wirbel entsteht. Bälle fallen zu Boden, landen im Eck oder unter Tischen und müssen erst mühsam wieder nach oben geholt werden. Die Runden dauern wesentlich länger als zuvor.
Ich renne hin und her. Hetze mich ab. Fehle, wenn ich an meinem Platz stehen sollte, um meinen Ball zu empfangen und weiterzuleiten.
Ich keuche: „Ma, ist das heute wieder anstrengend. Es ist so viel zu tun. Es ist wirklich ein Wahnsinn ….! “
„Warte, ich helf‘ dir schon!“, rufe ich und laufe zum nächsten Teilnehmer, um ihm den Ball aus der Hand zu nehmen.
„Du bringst alles durcheinander!“, ruft plötzlich jemand.
Ich halte ein. Schau betroffen, lege meine Hand auf mein Herz. „Was? Ich?“
Ich schnaufe. „Ich renn mir da die Haxn aus dem Leib, ich bemühe mich, ich geb alles. Ich mach und tu und das ist der Dank dafür?“
Erkennst du dich wieder?
Erkennst du Kollegen oder Kolleginnen von dir in diesem Spiel?
Was ist passiert? Was habe ich getan?
Ich habe mich um Dinge gekümmert, die mich nicht betreffen!
Solltest du dich darin wiedererkennen, dann frag dich jetzt selber:
Was ist deine gute Absicht, wenn du dich um Dinge kümmerst, die dich nicht betreffen?
Warum tust du das?
Fehlt dir das Vertrauen, dass die anderen auf ihrem Posten / in ihrer Funktion ihren Job (gut / gut genug) machen?
Oder willst du helfen? Warum?
Weil du bestimmte Vorstellungen davon hast, wie es laufen soll?
Vorstellungen, wie es richtig ist?
Bestimmte Vorstellungen, was das Beste für die Kunden, die Patienten, die Klienten, die Firma ist?
Oder ist es dir wichtig, zu helfen und im Team zusammen zugreifen?
Weil du dir selber manchmal mehr Hilfe und Unterstützung wünschen würdest? Und sie nicht in der Form bekommst, wie du sie dir wünschst?
Oder weil es dir um Anerkennung geht – für deine Hilfe, dein Engagement, dein …?
…
Da geht es im „echten Arbeitsleben“ nicht nur um durchzuführende Arbeiten und Erledigungen,
sondern auch
- ums Ausgleichen, wenn sich zwei andere streiten,
- ums Beschwichtigen, Verständnis fördern wollen, wenn jemand anderer etwas nicht kann oder Fehler gemacht hat.
- um den Einsatz für Kollegen, die etwas haben wollen und nicht bekommen haben,
- um das Sichtbarmachen von Störungen, über die sich andere einmal beklagt haben – obwohl dich diese Störung gar nicht betrifft,
- um … was dir eben auffällt!
Die Reaktionen der anderen
Interessant finde ich die möglichen Reaktionen, wenn ich den Leuten in dem Spiel die Bälle abnehme:
Manche
- schauen irritiert, schütteln den Kopf und geben den Ball verwundert ab.
- ziehen erstaunt eine Augenbraue hoch, schmunzeln und geben den Ball entspannt ab.
Es kommt sogar vor, dass diese, sobald wieder ein Ball bei ihnen landet, nach mir rufen: „Du Irmgard, da ist der Ball wieder!“ - andere sagen klar und deutlich: „Nein.“
Sie halten den Ball fest und lassen ihn sich nicht aus der Hand nehmen. Ungerührt spielen sie weiter.
Du kannst dir vorstellen, welche Dynamik das in einem Team produzieren kann, wenn dieses „Ball für andere übernehmen“ zur Routine wird.
Die einen sind immer wieder aufs Neue irritiert und finden keine Wege, mit dieser Kollegin umzugehen und sich abzugrenzen.
Sie wissen nicht, wie sie es sagen sollen, weil sie niemand verletzen wollen.
Ein toller Artikel, der mir neue Erkenntnisse gebracht hat. Vielen Dank für deinen wöchentlichen Impuls.
Vielen Dank, liebe Grit!
Liebe Irmgard, einfach großartig!
Pflichtbewusste Menschen sind ein Segen für das Team, wenn es in der Form abläuft, die du abschließend skizziert hast. Wenn jeder weiß, was seine Sache ist und diese ausgezeichnet erfüllt.
Um dorthin zu kommen, ist dein Artikel sehr hilfreich! DANKE!
Sissi-Elisabeth