In einer Zeit, in der viele lautstark fordern, anstatt selbst einen Beitrag zu leisten, beschäftigen wir uns hier mit dem Konzept der Eigenverantwortung. Von der Verantwortung für Entscheidungen über die Verantwortung für die Ergebnisse unserer Bemühungen bis hin zur Verantwortung für unsere eigenen Gefühle – es geht darum, sich zu fragen, was wir selbst beitragen können, anstatt immer nur zu erwarten, dass andere für uns sorgen. Denn wahres Glück und Selbstzufriedenheit können nicht von anderen kommen. Sie erfordern persönliche Freiheit, Unabhängigkeit und ein ausgewogenes Verhältnis von Rechten und Pflichten. Begleite uns auf dem Weg zu mehr Eigenverantwortung, auf dem Weg zu mehr Glück und Zufriedenheit in unserem Leben.
Verantwortung abgeben
Es ist genug für alle da. Es gibt genug. Da steht auch mir etwas zu! Es gibt ein Problem? Da wird mir doch wer helfen können!
Laute Forderungen im Großen an den Staat. Kostenreiche Ansprüche erwachsender Kinder an Eltern, nicht enden wollendes Verlangen von Eltern(teilen) an ihre erwachsenen Kinder, (an-)klagende Erwartungen an den Partner. „Du hast ja! Du kannst ja! Du hast es leicht! Also kannst du ja wohl …“
Irgendwer hat und irgendwem muss gegeben werden.
Vorwurfsvolle Forderungen an Vorgesetzte aller Hierarchieebenen, was wohl möglich sein muss. Erstaunliche Erwartungen an die Ausbildungsstätten: „Nicht überfordern. Nicht unterfordern. Nichts verlangen, sondern lehren, zeigen, mitnehmen, ausprobieren lassen, immer Verständnis haben.“ Auch unter den Kolleginnen und Kollegen gibt es solche, die es sich auf Kosten anderer gut gehen lassen, weil sie es gerade (immer) schwer haben, mit einem oder mehreren Problemen belastet sind und sich daher ungeniert die Rücksichtnahme abtrotzen, die sie selbst nie geben. TEAM: Toll, Ein Anderer Macht’s!, bringt es ein Buchtitel auf den Punkt. Schaler Beigeschmack!
Nein, hier geht es nicht um selbständige Menschen, die in einer schwierigen Lebensphase Unterstützung, Hilfe und manchmal auch nur ein mitfühlendes offenes Ohr brauchen. Bis sie über den Berg sind.
Es geht um Menschen, die ihre VerANTWORTung anderen umhängen und unzufrieden darauf warten, dass diese anderen dafür sorgen, dass es ihnen besser geht.
VerANTWORTung abgeben bedeutet, das, was man in der Hand hat, aufzugeben und in die Hände anderer zu legen. In der Hoffnung, dass diese es gut machen und man selbst glücklich und zufrieden ist.
VerANTWORTung abgeben bei Entscheidungen:
Wenn Menschen …
• nicht sagen, was ihnen wichtig ist.
• nicht sagen, was sie wie gerne hätten.
• keine Vorschläge machen, sondern sich entweder beklagen und beschweren oder auf die Ideen und Vorschläge des anderen warten „Du hast ja …“. Du weißt ja …“
• sich nicht zu den Vorschlägen anderer äußern, sondern auch hier die ANTWORT geben: „Sagt du …“ „Du musst es ja wissen …“, „Wie du meinst“. „Wie du willst.“
Der Vorteil, der sich daraus ergibt: Wenn es nachher nicht so ist, wie man es braucht und wie man es gerne gehabt hätte, oder wenn eine Sache, eine Kleinigkeit nicht passt oder nicht so ist, wie man es sich vorgestellt hat, ist es ein Leichtes, auch dafür den anderen verANTWORTlich zu machen, denn er hat es ja ausgesucht und entschieden:
• „Meine Idee war es ja nicht.“
• „War ja deine Idee.“
• „Ich habe ja nichts gesagt. Du wolltest ja …“
• „Du hast ja …“
• „Hättest du …“
• „Hätte man ja wissen / fragen / bedenken können.“
VerANTWORTung abgeben für Ergebnisse
Wichtig ist, dass das Bemühen gesehen wird. Man tut ja eh (so viel), man macht ja eh (so viel), man kann halt nicht besser. Das müssten die anderen schon sehen. Und anerkennen, dass man sich bemüht. Was heißt anerkennen? Es geht um Wertschätzung. Als Mensch. Und dass man sich zumindest bemüht.
Wenn die anderen nicht nur vielversprechende Worte und eifriges Beschäftigtsein, sondern Ergebnisse verlangen, dann wird es heiß! Und eng.
Schnell gibt es Schuldige und tausend Gründe, wenn etwas nicht geklappt hat: Es wurde zu viel verlangt, es wurde zu spät gesagt, damit konnte keiner rechnen, die anderen haben auch nicht, es kam etwas ganz anderes als vorher gesagt, als Frau ist es schwierig, als Mann hat man es schwer, über 50, unter 50 ist es sowieso hart, die Wirtschaftslage, die Politik, die Erde zu rund, der Mond zu voll, ich meine, das muss man auch sehen und verstehen!
Flucht hilft! Scheinbar. Flucht in Krankheit. Gesellschaftlich anerkannt. Flucht in die Sucht. Gesellschaftlich verpönt. Alkoholsucht. Drogensucht. Spielsucht. Kaufsucht. Suche wird zur Sucht. Heimlich. Versteckt. Allein rauszukommen ist schwer.
VerANTWORTung abgeben für Gefühle
Tauchen in der scheinbar bequemen Hängematte unangenehme Gefühle auf, sind die Schuldigen schnell gefunden.
- „Wenn du mich wirklich liebst , würdest du …“
- „Wenn du dich wirklich bemühen würdest …“
- „Eine gute Mutter würde …“
- „Ein guter Mitarbeiter würde …“
- „Wenn du mehr da wärst, genau dann, wenn ich es brauche (wenn ich dich gerade nicht brauche, kannst du eh tun und lassen, was du willst), auf genau die Art, wie ich es will, dann würde es mir wenigstens besser gehen.
So oder so: Würden die anderen besser funktionieren, wäre das Leben wirklich schön!
VerANTWORTung abgeben bedeutet, sich abhängig zu machen von jenen, denen man sie in die Hände gelegt hat. Das eigene Glück, Selbst-Zufriedenheit kann aber nicht von anderen kommen.
Antwort geben
Frag nicht, was du von anderen bekommen kannst, frag, was du beitragen kannst.
“And so, my fellow Americans: ask not what your country can do for you — ask what you can do for your country.“
Amtsantrittsrede J.F. Kennedy, 20. Jänner 1961
Mehrere Monate hat J.F. Kennedy überlegt, welche Aussagen ihm für seine Antrittsrede als amerikanischer Präsident wichtig sind. Das weltberühmte Zitat stammt aus einer Zeit, in der sich die Versorgungssicherheit und die Freiheit des Einzelnen vor allem in der westlichen Welt im Umbruch befanden. Was über Jahrtausende „normal“ war, nämlich die tägliche Unsicherheit in Bezug auf Ernährung, Gesundheit, oft das nackte Überleben, brauchte Zusammenhalt. Jeder, vom Kind bis zum Greis, leistete seinen Beitrag. Für die Gemeinschaft.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges änderten sich die äußeren Umstände in den 60er Jahren mit der Zeit des Wirtschaftswunders. Fleißige Menschen erarbeiteten sich materiellen Wohlstand. Der rasante technische Fortschritt ermöglichte plötzlich Ernährungssicherheit, stetiges Wirtschaftswachstum und Sicherheit im Alter. Über zwei Generationen entwickelte sich das neue „Normal“: ein stabiles Umfeld, ein staatliches Auffangnetz gepaart mit gesetzlichen Grundlagen. Alles wächst und entwickelt sich weiter: der Wohlstand, die Rechte. Wichtig ist, dass man weiß, was einem rechtlich zusteht, und dass man es auch sicher bekommt. Internet und Handy beschleunigen die einfache Recherche.
Und die Beiträge? Die Pflichten? Pflichterfüllung ist als „Freiheitsberaubung von oben“ verpönt.
Aber was macht sie mit uns? Was bewirkt sie in uns?
Das Kennedy-Zitat hat noch einen zweiten, kaum bekannten Teil:
„My fellow citizens of the world: ask not what America will do for you, but what together we can do for the freedom of man.“
Antrittsrede J.F. Kennedy, 20. Januar 1961
Was macht uns Menschen frei und unabhängig? Wie stärken wir unser Selbstvertrauen, unser Selbstbewusstsein und unser Selbstwertgefühl? Mit lebenslanger Abhängigkeit vom System? Einem ewigen Verlassen auf andere?
Gefährlich! So entsteht persönliche Unsicherheit. Alles, was nicht aktiv genutzt wird, schwächt, schwächelt, macht schwach. Die Energie fließt in Begründungen, warum etwas nicht geht und wer daran schuld ist. Der Fokus richtet sich auf eine Welt der eigenen Rechte und der Pflichten anderer. Im persönlichen Umfeld Gleichgesinnter wird dieses Bild verstärkt, indem ausgiebig und ausführlich über die Mängel des Systems und die mangelnde Unterstützung der anderen geklagt wird. Neid und Missgunst verspritzen Gift gegen Andersdenkende, die in einem scheinbar besseren Leben aufblühen, auch wenn es sie Mühe gekostet hat. Jetzt haben sie ja!
Die seit einigen Jahren angestrebte „Work-Life-Balance“ von hart und übermäßig arbeitenden Menschen hat sich in eine erstrebenswerte „Life-Work-Balance“ verkehrt. Wenn, dann bitte für alle! Schließlich ist regelmäßige Arbeit eine Pflicht, die zudem meist mit fremdbestimmten Tätigkeiten verbunden ist. Wer will schon als Systemerhalter ins Berufsleben starten? Wie viel angenehmer ist es doch, in Ruhe die Welt zu bereisen und zu chillen. Sich das herauszupicken, was gefällt und wohl tut.
Balance
Gibt es ein System, aus dem sich alle bedienen können und niemand mehr dafür etwas geben muss?
Nicht im Großen. Nicht im Kleinen.
Nicht im Staat. Nicht in der Natur.
Nicht in Partnerschaften, Familien, Teams.
Nimmt die Zahl und Menge der Leistung Gebenden ab und ruhen sich immer mehr auf den verbleibenden Schultern aus, kippt das System. Unweigerlich. Früher oder später.
Mit Menschen in Kontakt zu kommen, die die VerANTWORTung von sich weisen, wird zum Hindernislauf! Um sie gibt es all die tausend Gründe und Verantwortlichkeiten anderer.
Eine Warnung an dieser Stelle: Im Falle der andauernden, fehlenden Balance kann diese fremde Unterstützung jederzeit und ohne Vorwarnung verloren gehen. Es ist dann nicht die Schuld des anderen, sondern die Beharrlichkeit des eigenen Unvermögens, die dazu geführt hat.
Auch die Frage, was jedem zusteht, lässt sich so einfach beantworten. Nämlich genau das, was man selbst aus eigenem Antrieb und Willen ermöglicht hat. Alles andere beruht auf dem guten Willen der anderen und kann, versehen mit einer aufrichtigen Bitte, zu einer angenehmen Erfüllung führen, muss es aber nicht. Das ist die Freiheit des Anderen!
Nur die Balance zwischen Geben und Nehmen, zwischen Rechten und Pflichten des Einzelnen ermöglicht ein stabiles Gefüge. Unumgänglich, dass sich ALLE Nutzer einer gemeinsamen Gesellschaft beteiligen. Bei Bedarf auch mit Anstrengung FÜR ein gemeinsames Leben. An einem Strang ziehen. In allen Bereichen. Vom gemeinsamen Arbeiten zum gemeinsamen Leben.
Und du?
Verbunden und frei – was für ein schönes Leben!
Egal, ob du 18 oder 81 Jahre alt bist: Schau dir dein Leben an. Mach eine Bestandsaufnahme.
💛 Wie steht es um deine Beziehungen? Beruflich und privat.
💛 Wie geht es dir dort, wo du bist? Stimmt das MITeinander, fühlst du dich wohl?
💛 Oder möchtest du etwas ausgleichen? Ordnung schaffen?
💛 Möchtest VerANTWORTung zurückgeben? Denen geben, denen sie gehört.
💛 Möchtest VerANTWORTung zu dir zurücknehmen? Für dich einstehen. Für dich entscheiden. Für dich sorgen.
Welche Gedanken kommen dir dazu? Welche Antworten hast du für dich gefunden? Wenn du magst, kannst du uns schreiben. Wir freuen uns darauf, von dir zu lesen!
Herzlichst
Irmgard und Stefan

Irmgard und Stefan Wallner, Foto: Danila Amodeo
Verbunden und frei. MITeinander.
Werte / Träume / Ziele definieren. Pläne für die Umsetzung machen. Tatkräftig anpacken. Am gleichen Strang ziehen. Erreichtes gemeinsam genießen.
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Lesetipp: Deine Zeit läuft