Wo fangt Gewalt an? Wo mündet sie in Gefahr? Was auf den ersten Blick womöglich klar erscheint, trübt sich rasch, sobald die Grenzen verschwimmen.

„Und, was hast du getan?“

„Sei nicht so hart mit ihm. Er hat es auch nicht leicht.“

„Man muss auch etwas aushalten.“

„Musst dich halt einmal zurücknehmen, Rücksicht nehmen.“

„So schlimm ist es auch nicht.“

„Was tut er dir schon? Hat er dich geschlagen oder so?“

„Er ist ja nicht immer so. Schau mal, was er alles (für dich / für die Familie) tut.“

„Bildest du dir da nicht was ein?“

„In einer Beziehung ist halt nicht immer alles rosig. Das macht eine Beziehung eben aus. Dass man auch durch schwierige Zeiten geht.“

Gewalt? Das klingt schon hart! Da muss man schon vorsichtig sein damit. Und was sind die Alternativen? Forschende Fragen, Suche nach Verständnis. Nach Möglichkeiten, wie man ihm helfen, was man / frau tun könnte. Durchhalteparolen. Wird schon wieder …

Gar nichts wird!

Nachdem du deiner Freundin dein Leid geklagt hast, ist dir schon leichter. Ihr könnt auch über andere Dinge sprechen. Lachen. Als du wieder alleine bist, melden sich deine inneren Stimmen. Hast du ihr zu viel erzählt? Nein, du möchtest nicht, dass andere schlecht von ihm denken! Ihm geht es ja auch nicht gut! Und wenn es vorbei ist, habt Ihr es doch auch fein und lustig. Du kennst ihn. Du siehst sein Potential. Wenn er erstmal dies oder jenes geschafft hat … du hoffst, du träumst, du siehst ihn, wie er über den Berg ist. Was er alles schaffen könnte. Außerdem habt Ihr euch ewige Liebe und Treue geschworen. Bis der Tod Euch scheidet … Gemeinsam alt werden, zusammen alt sein, so hast du dir das vorgestellt. Wohin solltest du dich auch wenden? Bevor du weiterdenkst, meldet sich dein Schamgefühl. Und die Angst. Du siehst keinen wirklichen Ausweg. Also schaust du, wie du das Beste daraus machst. Wird schon wieder …

Nichts wird!

 

Keine Entschuldigungen

Mit dem knusprig-weichen Baguette liegt es in Frankreich nun täglich in geballter Form auf dem Tisch. Klar. Deutlich. Unmissverständlich deklariert das Baguette-Sackerl, was du genießen kannst, wo Gewalt beginnt und in Gefahr endet.

Violentomètre Gewaltbarometer auf dem Frühstücktisch

Mit dem täglichen Baguette bringst du jedes Mal aufs Neue die Botschaft mit nach Hause. Sie hält dir vor Augen, wo die Grenzen sind. Sie macht alle darauf aufmerksam. Deinen Partner. Deine Kinder. Dein Umfeld. Sie nennt Gewalt in ihren unterschiedlichen Formen beim Namen. Macht Stufe um Stufe klar, wann du aufpassen musst, wann es gefährlich wird. Unberechenbar!

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violentometre-sachets-baguettes-1 Gewaltbarometer auf Baguette-Tüten

 

 

 

 

 

 

 

 

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Das Gewaltbarometer und seine Aussagen

Das Gewaltbarometer vom Centre Hubertine Auclert  zeigt, was es heißt, wenn alles im Grünen ist. Alles, was im orangen Bereich passiert, kann subtil beginnen, bevor es sich nach und nach steigert. Tatsache ist: Das ist Gewalt! Klare Worte! Vor dem Ende der Gewalt findest du den alarmroten Bereich der Gefahr. Untenstehend findest du meine Übersetzungen zu den einzelnen Ampelfarben.

 

Genieße

Deine Beziehung ist gesund, wenn er …

… deine Entscheidungen, deine Wünsche und deinen Geschmack respektiert.

… deine Freunde und Familie akzeptiert.

… dir vertraut.

… glücklich ist, wenn du erfüllt bist.

… sich vergewissert, dass du mit dem, was Ihr gemeinsam macht, einverstanden bist.

 

VORSICHT! Sei wachsam!

Sag STOP!

Es ist Gewalt, wenn er …

… dich tagelang ignoriert, wenn er wütend ist.

… dich erpresst, wenn du dich weigerst etwas zu tun.

… deine Meinungen und Pläne heruntermacht.

… sich öffentlich über dich lustig macht.

… dich manipuliert.

… ständig eifersüchtig und besitzergreifend ist.

… deine Ausflüge, deine Kleidung, dein Makeup kontrolliert.

… deine Texte, E-Mails, Apps durchsucht.

… darauf besteht, dass du ihm intime Fotos schickst.

… dich von deiner Familie und deinen Freunden isoliert.

 

Schütze dich! Bitte um Hilfe!

Du bist in Gefahr, wenn er …

… dich verrückt nennt, wenn du ihm Vorwürfe machst.

… vor Wut tobt, wenn ihm etwas nicht gefällt oder nicht passt.

… dich drückt, dich zieht, dich schlägt, dich schüttelt.

… droht, sich wegen dir umzubringen.

… dich an intimen Stellen ohne deine Zustimmung berührt.

… dich zwingt, Pornofilme zu schauen.

… dich zum Sex zwingt.

 

Beachte Wesentliches

Seine Sache und nicht deine! Seine Sache sind: seine Gedanken, seine Bewertungen, seine Absichten, seine Gefühle, seine Bedürfnisse, seine Entscheidungen, seine Handlungen. All das hast du nicht in deinen Händen! Du kannst es auch nicht ändern! Auch, wenn du dich noch so bemühst!

Verstehen hat nichts mit Einverstanden sein zu tun! Auch wenn du seine Gefühle (Angst) und sein Bedürfnisse (Sicherheit, Schutz, Liebe, Geborgenheit) hinter seinem Verhalten verstehen kannst – ist sein Verhalten gewaltvoll oder gar schon gefährlich? Schau, dass du weg kommst!

Die vielen anderen Gesichter und Stimmungen zählen nicht mehr! Auch wenn du weißt, dass er auch ganz andere Seiten hat, dass er ja auch lustig und liebevoll und fürsorglich handeln kann – ist sein Verhalten gewaltvoll oder gar schon gefährlich? Schau, dass du weg kommst!

Auch wenn du hoffst, dass alles besser, alles anders wird, dass er das schafft, weil du das gute Potential in ihm siehst – ist sein Verhalten gewaltvoll oder gar schon gefährlich? Schau, dass du weg kommst!

Wirft er dir in Folge vor, dass du sein Leben zerstört und seine Familie durch dein Gehen getötet hast? Das ist gefährlich! Schau, dass du weg kommst!

Bis der Tod Euch scheidet!  Auch wenn du ewige Liebe geschworen hast und für dich immer klar war, eine Ehe, deine Ehe, das ist „bis der Tod euch scheidet“ – warte nicht darauf, dass er eure Ehe mit deinem Tod scheidet! Ist sein Verhalten gewaltvoll oder gar schon gefährlich? Schau, dass du weg kommst! Nicht du hast versagt! Du rettest dich!

Besser Momente der Scham ertragen, als ein Leben lang tot sein. Scham. Sie windet sich in dir. Quält dich. Bremst dich. Lässt dich verharren. Erstarren. Nur nichts zeigen. Auch wenn du dich schämst, dass du es soweit hast kommen lassen. Deine Scham zeigt dir, dass du KLARHEIT brauchst. Da passt etwas ganz und gar und vielleicht auch schon lange nicht mehr! Auch wenn du Angst hast, dich an die Polizei oder andere Stellen zu wenden. Deine Angst zeigt dir nur eines an: Du brauchst SICHERHEIT und SCHUTZ! Es ist nicht DEIN Verhalten! Es ist SEIN Verhalten! Ist sein Verhalten gewaltvoll oder gar schon gefährlich? Schau, dass du weg kommst!

In Frankreich findest du den ersten Schritt zur Lösung auf der Rückseite der Baguette-Taschen. Wenn sie dir täglich ins Gesicht springen, fasst du dir ein Herz und wendest dich an professionelle Stellen, an Menschen, die dir wirklich weiterhelfen können.

In Österreich bekommst du hier Hilfe: Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800 222 555
Beratung rund um die Uhr, anonym und kostenlos, 365 Tage im Jahr
Weitere Formen von Schutz und Hilfe bei Gewalt findest du hier mit 1 Klick.

Wo auch immer du stehst. Wer auch immer dir weiterhilft. Wichtig ist, dass du bekommst, was du brauchst: SCHUTZ und SICHERHEIT an erster Stelle. GESUNDHEIT und FREIHEIT für dein weiteres wunderbares Leben! Es steht dir zu!

 

Irmgard WallnerWie geht es dir, nachdem du den Artikel gelesen hast? Welche Erfahrungen hast du gemacht? Als Betroffene, FreundIn, Verwandte/r, Bekannte/r, NachbarIn, KollegIn oder Vorgesetze/r? Wenn du magst, kannst du mir schreiben. Über ein Kommentar von dir unter dem Blog würde ich mich sehr freuen!

Herzlichst
Irmgard

 

PS: Meine Bitte an dich: Lass möglichst vielen diese klaren und in weiterer Folge schützenden Worte zukommen und teile meinen Blogartikel. Vielen Dank!