„War das notwendig? Du bist schon rücksichtslos! Was hast du dir dabei gedacht? Von dir hätte ich mir das nicht erwartet!“, flattert die ungebetene Einladung an deine Adresse in Erwartung einer anständigen emotionalen Reaktion. Doch so offensichtlich muss es nicht klingen. Manchmal langen verschleierte Botschaften mit der Betreffzeile „Vorwurf“ ein, die du nur ob der Vorgeschichte verstehst. „Die Karin hat mich gestern gleich angerufen… Ich versteh nicht, was das Problem ist. Das war sicher nicht bös gemeint.“, lautet der Text in scheinbar sanftesten Tönen. Unzählige Aussagen schwirren täglich herum und warten auf einen guten Nährboden, so wie ein Virus auf seinen Wirt.

Dabei kann es sich um kleine Nadelstiche, Flächenbombardements oder Granaten mit Zeitzünder handeln. Alles ist möglich und wird bevorzugt von deiner nächsten Umgebung im Privat- und Berufsleben ausgesendet. Setzt die beabsichtigte Wirkung nicht sofort ein, kannst du mit einem wiederkehrenden Zustellversuch rechnen. Das Verschicken von Serienmails verspricht durch die Vielzahl von Adressaten noch bessere Wirkung. Ob aus Enttäuschung, Groll, Wut, Frust oder anderen unangenehmen treibenden Gefühlen verbunden mit der Sehnsucht nach VERSTÄNDNIS und MITGEFÜHL (dass du als Eingeladene/r endlich spürst, wie sich der/die AbsenderIn fühlt) und der Hoffnung auf mächtige Wirkung, gibt es auch unbeabsichtigte, ungebetene Einladungen. „Ich habe es ja nur gut gemeint …“

Eines ist allen gemeinsam: Sie treffen erst einmal den Empfänger und sitzen! Auf gut wienerisch: sie sind meistens so richtig gute Wuchteln.

Teuflisch dabei ist, dass sie in aller Regel selten bis gar nicht als eben „ungebetene“ Einladungen erkannt werden. Wer würde schon auf Nachrichten reagieren, die von vorn herein im Spamordner landen? Nein, die hier Gemeinten tarnen sich perfekt mit einer reizvollen Betreffzeile und hoher Priorität in deinem Eingangsordner. Gut gesetzt überwinden sie Virusscanner und Firewall und dringen sofort direkt in dein Gefühlszentrum vor. Dort wo das Pult mit den roten Knöpfen steht, die wenn einmal gedrückt, Vernunft und Selbstschutz mit Leichtigkeit aushebeln und dich sofort in einen glühenden Gefühlsnebel versetzen. Da ist es dann gleich doppelt blöd und wirkungsverstärkend, wenn du dich zum Zeitpunkt des Eintreffens sowieso schon in innerem Aufruhr, hoher Unruhe oder starker Belastung wegen anderer Themen befindest. Welch wunderbarer Nährboden …

Was alle ungebetenen Einladungen verbindet, ist die Tatsache, dass sie immer direkt an deine innere Gefühlswelt gerichtet sind. Du verstärkst  diese selbst durch ein gedankliches Feuerwerk der Situationsbeurteilung wie beispielsweise „ungerecht“, „Frechheit“, „Sauerei“, „das kann nicht wahr sein“, „unfair“, „boshaft“, „…“. Diese ungebetenen Einladungen haben oft den Charakter des Abtestens, der Absender weiß natürlich nie genau im Vorhinein, wie die Wirkung aussehen wird. Oft ist das Ziel kein direkter Streit, sondern das Setzen von Nadelstichen. Wird das angesprochen, gilt die Unschuldsdarstellung. „Wie kommst du denn darauf?“ „Was du immer siehst? Nein, das war doch gar nicht so gemeint.“ Es wird auf Missverständnis oder auf ein Überreagieren des Empfängers plädiert. Dabei gibt es fast immer eine Vorgeschichte. Der/die Versendende ist dabei eine bestimmte, dir gut bekannte Person mit vorbelasteter Beziehung zu dir, was den Effekt der Einladung unterstützt.

Manche Aussendende umgehen dabei gerne die Offensichtlichkeit, wählen den Weg der Verschleierung, spielen indirekt über die Bande und lassen dir die Einladung über dritte Personen zukommen. Besonders hartnäckig wirken Aussagen, die aus deinem nächsten, deinem dir nähesten Umfeld kommen.

Für dich selbst zählt dabei nie die Intention des/der Versendenden, sondern nur das, was bei dir ankommt.

Dabei sind ungebetenen Einladungen möglicherweise sogar gut gemeint aus der Perspektive, aus den Idealvorstellungen und -wünschen des/der Aussendenden. Doch es fehlt die Kenntnis oder das Verständnis deiner Innenwelt als Empfangende/r. Unachtsam werden sie also ausgeschickt oder weitergeleitet. Die Wirkung ist leider in den meisten Fällen dieselbe, wie wenn sie beabsichtigt sind. Dein roter Knopf ist gedrückt.

Mit den Alarmsirenen schießen blitzartig Beurteilungen durchs Gehirn, lösen eine Batterie von unangenehmen treibenden Gefühlen aus: Wut, Ärger, Zorn! Im Kopf rotieren Gedankenschleifen, endlos, weil es keine Lösung gibt. „Wohin mit all diesen Urteilen und Vorwürfen?“, fragt dein Gefühl der Machtlosigkeit und heizt dem Gedankenrodeo weiter ein. In Windeseile verdrängen deine Bewertungen alles Positive in dir und vermehren sich einem Virus gleich und breiten sich aus. Besiedeln deinen ganzen Körper.

Solange …

Solange bis du sie loslässt.

Was die einzige sinnvolle Lösungsmöglichkeit darstellt.

Loslassen bedeutet hier, die ungebetene Einladung als solche zu identifizieren.

Als eine Sache, die ist, wie sie ist. Eine Aussage. Etwas, das an dich herangetragen wurde. Wirf sie weg. Dreh dich um und gehe deinen Weg: Wo stehst du gerade? Und wo willst du hin? Was dir dabei besonders wichtig und WERT? Kümmere dich nur darum!

Damit es erst gar nicht so weit kommt, ist das Erkennen entscheidend! Aha, da ist wieder einmal eine ungebetene Einladung. Was machst du damit? Nimmst du sie an oder nicht? Das steht dir jetzt frei, wenn du diese Zwischenschleife des bewussten Beobachtens der Situation eingezogen hast. Wie wenn du deine Post durchschaust: Welche Briefe öffnest du? Was wirfst du von vornherein weg, ohne einen weiteren Blick darauf zu verschwenden? Werden ungebetene Einladungen nicht angenommen, verpuffen sie wie Seifenblasen im Wind. Sie haben keine Energie, sie brauchen einen Wirt zum Überleben. Es liegt nur an dir, dich zu entscheiden, was damit passieren soll.

Nichtbeachtung und Loslassen können dabei Wunder wirken und viel inneren Frieden schaffen.

Wie ist das mit dir?

Kennst du ungebetene Einladungen?
Kannst du sie rechtzeitig als solche erkennen?
Wie gehst du damit um?
Ich freu mich, wenn du mir schreibst und deine Erfahrungen und Fragen mit uns teilst!

Herzlichst
Irmgard

 

Irmgard und Stefan Wallner

 

Ungebetene Einladungen kennen auch wir. Manchmal passiert es, dass wir sie zu spät erkennen und reagieren. Durch das Bennenen fällt es uns leichter, sie wieder loszulassen. Durch das rechtzeitige Erkennen und Benennen fällt es uns leicht, uns nicht auf Nebenschauplätzen zu verlieren, sondern uns auf unsere Träume, Ziele und Werte zu konzentrieren und unseren Weg zu gehen.

 

 

Foto von Danila Amodeo