Manchmal kannst du dich nur wundern. Wirst auch du von Zeit zu Zeit mit unerwarteten Botschaften konfrontiert, die ungefragt an dich gerichtet sind? Sie werden mit der Absicht gesendet, eine bestimmte emotionale Reaktion hervorzurufen. Du sollst bewegt werden. Du sollst etwas tun. Solche „ungebetenen Einladungen“ erreichen dich auf vielfältige Weise. Es sind Vorwürfe oder Aufforderungen, die sich in beiläufigen Äußerungen verstecken oder als scheinbar harmlose Gespräche tarnen, mit der Kraft, tief in dein Gefühlsleben einzudringen.

Nimmst du eine solche Einladung an, reagierst du blitzschnell emotional. Bestehende Konflikte werden so befeuert. Alte Streitigkeiten flammen wieder auf. Vergangene Ärgernisse kochen wieder auf. Deshalb ist es wichtig, solche „ungebetenen Einladungen“ zu erkennen. So kannst du ihnen leicht entgegenwirken und deinen emotionalen Frieden bewahren. Schaue dir an, was ungebetene Einladungen sind, wie sie sich in verschiedenen Situationen zeigen, wie sie dich beeinflussen und wie du sie wirksam abwehren kannst.

„War das nötig? Du bist rücksichtslos! Was hast du dir nur dabei gedacht? Das hätte ich von dir nicht erwartet!“, flattert die ungebetene Einladung in Erwartung einer angemessenen emotionalen Reaktion an deine Adresse. Dabei muss es gar nicht so offensichtlich klingen. Manchmal trudeln verschleierte Nachrichten mit der Betreffzeile „Vorwurf“ ein, die du nur aufgrund der Vorgeschichte verstehst. „Die Karin hat mich gestern angerufen… Ich verstehe nicht, wo das Problem liegt. Es war bestimmt nicht böse gemeint“, heißt es in scheinbar sanftem Ton. Unzählige Aussagen sind täglich im Umlauf und warten auf einen guten Nährboden wie ein Virus auf seinen Wirt.

Dabei kann es sich um kleine Nadelstiche, Flächenbombardements oder Granaten mit Zeitzünder handeln. Alles ist möglich und wird bevorzugt von deiner nächsten Umgebung im Privat- und Berufsleben ausgesendet. Die liebe Familie, die liebe Nachbarschaft, die lieben Kollegen. Menschen, die du gut kennst. Setzt die beabsichtigte Wirkung nicht sofort ein, kannst du mit einem wiederholten Zustellversuch rechnen. Das Verschicken von Serienmails verspricht durch die Vielzahl noch bessere Wirkung. Ob aus Enttäuschung, Groll, Wut, Frust oder anderen unangenehmen treibenden Gefühlen verbunden mit der Sehnsucht nach VERSTÄNDNIS und MITGEFÜHL (damit du als Eingeladene/r endlich spürst, wie sich die absendende Person fühlt) und der Hoffnung auf mächtige Wirkung, gibt es auch unbeabsichtigte, ungebetene Einladungen. „Ich habe es ja nur gut gemeint …“

Eines haben sie alle gemeinsam: Sie treffen den Empfänger und sitzen! Auf gut wienerisch: Sie sind meist so richtig gute Wuchteln.

Das Teuflische daran ist, dass sie in der Regel nicht oder nur selten als „ungebetene Einladung“ erkannt werden. Wer antwortet schon auf Nachrichten, die von vornherein im Spam-Ordner landen? Nein, die hier gemeinten tarnen sich perfekt mit einer reizvollen Betreffzeile und hoher Priorität im Posteingang. Gut platziert passieren sie Virenscanner und Firewalls und dringen direkt in dein Gefühlszentrum ein. Dort, wo das Pult mit den roten Knöpfen steht, die, einmal gedrückt, Vernunft und Selbstschutz mit Leichtigkeit aushebeln und dich sofort in einen glühenden Gefühlsnebel versetzen. Doppelt blöd und effektverstärkend ist es dann, wenn man sich ohnehin schon in innerer Aufregung, großer Unruhe oder starker Belastung durch andere Themen befindet. Was für ein Nährboden …

Was alle ungebetenen Einladungen verbindet, ist die Tatsache, dass sie immer direkt an deine innere Gefühlswelt gerichtet sind. Du selbst verstärkst sie durch ein gedankliches Feuerwerk von Situationsbewertungen wie „ungerecht“, „unverschämt“, „Sauerei“, „das kann doch nicht wahr sein“, „das ist gemein“, „…“. Diese ungebetenen Einladungen haben oft den Charakter eines Tests, wobei der Absender natürlich nie genau weiß, wie die Wirkung sein wird. Oft geht es nicht um eine direkte Auseinandersetzung, sondern darum, Nadelstiche zu setzen. Wenn das angesprochen wird, gibt es die Unschuldsmiene. „Wie kommst du denn darauf?“ „Was du immer siehst? Nein, so habe ich das nicht gemeint.“ Man plädiert auf ein Missverständnis oder eine Überreaktion des Empfängers. Fast immer gibt es eine Vorgeschichte. Der Absender ist in diesem Fall eine bestimmte Person, die du gut kennst und mit der du in einer vorbelasteten Beziehung stehst, was die Wirkung der Einladung verstärkt.

Manche Absender umgehen gerne das Offensichtliche, wählen den Weg der Verschleierung, spielen indirekt über die Bande und lassen dir die Einladung über Dritte zukommen. Besonders hartnäckig sind Aussagen aus dem näheren Umfeld.

Für dich zählt nie die Absicht des Absenders, sondern nur das, was bei dir ankommt.

Dabei sind ungebetene Einladungen aus der Sicht, aus den Idealvorstellungen und Wünschen des/der Einladenden vielleicht sogar gut gemeint. Es fehlt aber die Kenntnis oder das Verständnis der Innenwelt des/der Empfangenden. So werden sie unreflektiert abgeschickt oder weitergeleitet. Die Wirkung ist leider in den meisten Fällen die gleiche, wie wenn sie beabsichtigt gewesen wäre. Dein roter Knopf ist gedrückt.

Mit den Alarmsirenen schießen blitzschnell Urteile durchs Gehirn, lösen eine Batterie von unangenehmen, treibenden Gefühlen aus: Ärger, Wut, Zorn! Gedankenschleifen drehen sich im Kopf, endlos, weil es keine Lösung gibt. „Wohin mit all den Urteilen und Vorwürfen?“, fragt dein Ohnmachtsgefühl und heizt das Gedankenrodeo weiter an. In Windeseile verdrängen deine Bewertungen alles Positive in dir, vermehren sich wie ein Virus und breiten sich aus. Besiedeln deinen ganzen Körper.

Solange …

Solange bis du sie loslässt.

Das ist die einzig sinnvolle Lösung.

Loslassen heißt hier, die ungebetene Einladung als solche zu erkennen.

Als etwas, das ist, was es ist. Eine Aussage. Etwas, das an dich herangetragen wurde. Wirf es weg. Dreh dich um und geh deinen Weg: Wo stehst du? Und wo willst du hin? Was ist dir wichtig und WERTvoll? Kümmere dich nur darum!

Damit es gar nicht erst so weit kommt: Erkennen ist alles! „Aha, das ist eine ungebetene Einladung.“ Was machst du damit? Nimmst du sie an oder nicht? Das steht dir jetzt frei, wenn du diese Zwischenschleife der bewussten Beobachtung der Situation eingelegt hast. Es ist, wie wenn du deine Post durchsiehst: Welche Briefe öffnest du? Was wirfst du gleich weg, ohne einen weiteren Blick darauf zu werfen? Wenn ungebetene Einladungen nicht angenommen werden, verpuffen sie wie Seifenblasen im Wind. Sie haben keine Energie, sie brauchen einen Wirt, um zu überleben. Es liegt an dir, was mit ihnen geschieht.

Sie nicht zu beachten und loszulassen, kann hier Wunder wirken und viel inneren Frieden schaffen.

Wie ist das bei dir?

💛 Kannst du Situationen nennen, in denen du „unerwünschte Einladungen“ erhalten hast? Wie hast du darauf reagiert?

💛 Gibt es Muster oder bestimmte Personen in deinem Leben, die dazu neigen, dir solche „ungebetenen Einladungen“ zu schicken? Wie könntest du in Zukunft auf solche Einladungen reagieren?

💛 Wie kannst du deine eigene Achtsamkeit stärken, um solche „ungebetenen Einladungen“ leicht zu erkennen?

Wenn du magst, kannst du uns schreiben. Wir freuen uns, von dir zu lesen!

Herzlichst,
Irmgard und Stefan

 

Irmgard und Stefan Wallner

 

Auch wir kennen unerwünschte Einladungen. Manchmal noch erkennen wir sie zu spät und reagieren. Durch das Benennen fällt es uns leichter, sie wieder loszulassen. Durch das rechtzeitige Erkennen fällt es uns leicht, uns nicht auf Nebenschauplätzen zu verlieren, sondern uns auf unsere Träume, Ziele und Werte zu konzentrieren und unseren Weg zu gehen.

 

 

Foto von Danila Amodeo