Du meinst es gut. Für die anderen und für dich. Du hast Vorstellungen und Ideen dazu. Doch kaum sind sie ausgesprochen, kommt alles anders als gedacht. Wie konnte das passieren? Und was kannst du tun, damit du mit deinen Bitten und Wünschen auf Anhieb richtig und gut landest?

„Fromme Wünsche“ und ihre Wirkungen

„Kannst du bitte ein bisschen ordentlicher sein?“, seufzt Franziska.

„Sei nicht traurig, das wird schon wieder …“, lächelt Robert aufmunternd, während er auf Susis Schulter klopft. Sie dreht sich entnervt um und geht.

„Bitte arbeite nicht so viel.“, sorgt sich Bettina. Nicht um ihren Mann, sondern um die gemeinsame Beziehung für die kaum Zeit ist.

Lauter fromme Wünsche. Gut gemeint, lieb und nett gesagt, vielleicht sogar im allerliebsten Schmeichelton. Trotz alledem – es kommt nicht an wie gewünscht!

Franziska will es „bisschen ordentlicher“ und erntet einen „ordentlichen“ Krach. Denn ist bei ihrem Mann der unausgesprochene Vorwurf gelandet: Du bist nicht ordentlich genug! Und dagegen möchte er sich schon verwehren, denn … und schon folgt die Liste von all dem, was er macht und tut und was er sich sicher nicht vorwerfen lässt.

Ja, Robert hat es gut gemeint und jetzt ist Susi sauer! So richtig. Sie ist traurig, ja. Und könnte sie den Schalter so einfach umlegen, so von traurig auf glücklich, nichts würde sie lieber tun. Doch so einfach ist das nicht. Auch der Spruch, von wegen es wird schon wieder. Er hat echt keine Ahnung. Null Verständnis. Nimmt nichts ernst. In ihr rauchen die Vorwürfe.

Bettinas Mann fragt sich, ob seine Frau noch alle Tassen im Schrank hat! Was soll er denn tun? Golf spielen statt arbeiten gehen? Sich in die Sonne legen? Yoga machen? Er muss schauen, dass er seine Abschlüsse macht, dass alles fertig wird. Das sind seine Sorgen.

So wie „gut gemeint“ das Gegenteil von „gut gemacht“ ist, können dich „fromme Wünsche“ ganz wo anders rauskommen lassen, als du eigentlich hinwolltest.

Was zeichnet „Fromme Wünsche“ aus?

Wenn du sagst, wie jemand sein soll. Rücksichtsvoller, freundlicher, ordentlicher. Du sagst nicht, was du dir wie genau vorstellst, sondern implizierst damit, dass der/die andere nicht so ist, wie er/sie sein sollte. Das kommt schnell als Vorwurf an.

Wenn du jemanden um Gefühle bittest. „Bitte reg dich nicht auf.“ „Mach dir keine Sorgen.“ „Brauchst keine Angst haben.“ Der/die andere kann deinem Wunsch nach dem Erleben anderer Gefühle nicht nachkommen! Gefühle geben dir Aufschluss, worum es geht und was jemand braucht. Sie möchten nicht weggewischt, sondern wahr und ernst genommen werden. Da sein dürfen, damit sie gehen können.

Wenn du um etwas Unrealistisches bittest, was der/die andere gar nicht machen kann: Weil ihm/ihr dazu die Fähigkeiten oder die nötigen Kompetenzen fehlen. Er/sie kann dann gar nicht anders als Nein sagen.

Wenn du Vergleiche machst und jemanden bittest wie jemand anderer zu sein oder sich „besser“ wie jemand anderes zu verhalten. Das tut weh. Der Widerstand ist dir gewiss!

Wenn du, so wie Bettina, sagst, was du nicht möchtest. Wie soll der/die andere wissen, was du willst? Selbst, wenn sich der/die andere bemüht, es dir recht zu machen, kann es leicht passieren, dass er/sie etwas macht, das du auch nicht willst. Je häufiger du sagst, was du nicht willst, umso eher kommen andere zum Schluss: Dir passt eh nix. Du tust nur meckern. Das möchtest du nun wirklich nicht!

Fromme Wünsche führen dich also sehr wahrscheinlich nicht zum Ziel!

Doch, was ist das Ziel? Fromme Wünsche in den Himmel schießen und erfolgversprechende Bitten auf die Erde bringen!

Erfolgversprechende Bitten

Ziele können sein:

  • Um einen Gefallen bitten. Je klarer und deutlicher du bist, umso einfacher machst du es anderen für sich selbst klar zu sehen, ob sie ihn dir machen können oder nicht.
  • Deine Wünsche mitteilen, damit der/die andere sie kennt. Nur so hat er/sie die Möglichkeit, sie dir zu erfüllen (wenn er/sie will).
  • Deine Erwartungen präsentieren, andere ins Bild setzen, wie du dir etwas vorstellst, was schön für dich wäre und was er/sie dazu beitragen kann.
  • Etwas klarstellen, was du dir wie vorstellst. Was du bereit bist zu tun und was nicht. Was für dich passt und was nicht. Was du magst und was nicht.
  • Eine klare Anordnung zu geben, wenn es genau darum geht.
  • Brücken in Gesprächen bauen mit klaren Fragen.

 

Bitten ist nicht betteln!

Bitten ist präsentieren. Mit erfolgversprechenden Bitten gibst du anderen die Chance, etwas für dich zu tun! In deinem Sinne zu handeln. Mitzumachen. Dazu brauchen sie Klarheit. Von dir!

Bitten ist andere ins Bild setzen. In dein Bild. Zeige, was du mit Freude machst und was dir Freude schenken oder dich unterstützen würde. Formuliere positiv, klar und deutlich. Beschreibe mit der damit verbundenen freudvollen Energie.

Erfolgversprechende Bitten bedeuten Fairness, denn so kann dir der/die andere sagen,

  • was für ihn/sie gerne geht und was nicht.
  • worüber Ihr miteinander sprechen könnt.
  • wofür Ihr andere Ideen und Lösungen suchen könnt.

Gemeinsam. Für dich. Für den/die andere. Für Euch beide.

Erfolgversprechende Bitten haben viele Gesichter!

  • Welche konkreten Bitten haben dir bereits Erfolge geschenkt?
  • Welche möchtest du noch präsentieren?
  • Welche Erfahrungen hast du damit gemacht?

Wenn du magst, kannst du mir schreiben. Ich freu mich darauf!

Herzlichst, Irmgard