Offene Grenzen, Reisen ohne Visum, zollfreie Gebiete und weltweites Warentauschen ließen über Jahrzehnte das Bild einer grenzenlosen Welt als Normalität entstehen.  

Pandemie, Krieg, einseitige Abhängigkeiten von Energieressourcen und behinderte globale Lieferwege hebeln diese eine, diese „heile“ Welt gerade aus und machen die Konsequenzen von nicht vorhandenen Lagern, Black-out Gefahr aufgrund fehlender Speicher, mangelnder Verteidigungsfähigkeit und beginnender Verknappung einzelner Lebensmittel deutlich. Wie groß doch die Abhängigkeiten von außen und anderen geworden sind. Das trifft. Ein Schreck. Ein Schrei. Ein Fordern an den Staat zu handeln. “Macht was!”  

Wie viele Annehmlichkeiten sind pure Gewohnheiten geworden, obwohl deren Sicherheit zu keiner Zeit garantiert war? Die Ergebnisse der scheinbaren Selbstverständlichkeit zeigen sich nun geballt in kurzer Zeit. 

Sind wir als einzelne Menschen darauf vorbereitet? Können wir damit umgehen und die richtigen Lehren für uns daraus ziehen? Wie ist das mit den Grenzen im persönlichen Leben? Spielen sie da auch nur mehr eine untergeordnete Rolle? Und was, wenn sich was ändert? Wie sehr ist unsere eigene persönliche Identität mittlerweile verschwommen und unsichtbar geworden?  

Wer bist du? Was macht dich zu der Person, die du bist?  

Name, Alter, Geschlecht, körperliche Merkmale, Größe und (schwankendes 😉) Gewicht – so wirst du äußerlich identifiziert. Familienstand und familiäres Umfeld, Beruf mit verbundenem Beziehungsnetz, Konfession – können sich bereits ändern. Wohnort, Hobbies, Freunde, immer größere Kreise lassen sich in deiner Umwelt ziehen und dich als dich markieren. 

Wer bist du als du selbst? Wenn du außerhalb von dir alles wegdenkst. Unabhängig von äußeren Einflüssen und Faktoren. Kannst du das überhaupt noch beurteilen? Welche Rolle spielen lang gewachsene Abhängigkeiten? Mischen Begehrlichkeiten und Erwartungen anderer kräftig mit, färben deine Wünsche, teeren deine Wege? 

Wie sieht deine eigene Identität aus und welche inneren Grenzen existieren für dich? Sind sie in weiterer Folge auch klar sichtbar für andere als Schutz deiner inneren eigenen Welt? Oder kannst du das gar nicht so genau definieren? Fällt es dir schwer, diese zu äußern? Merkst du es oft erst, wenn es zu spät ist? Ohne sichtbare Grenzen, die persönlich gezeigt und bei Bedarf verteidigt werden, gehört alles allen. Steht alles zur Verfügung. Wird betreten, überschritten, hinweggegangen. Wird rücksichtslos eingenommen, benützt, in Anspruch genommen. Wird erwartet und gefordert.  Weil es erlaubt wird! Weil du selbst es dein Land betreffend erlaubst!

Was bedeutet es, für sich und seine Grenzen einzutreten und damit die eigene Identität zu beschützen? Auslöser für gravierende Veränderungen sind häufig scheinbar nichtig. Eine kleine Situation. Eine unbedarfte Äußerung. Ein irritierender Konflikt. Plötzlich fällt dir etwas auf. Nimmst du es ganz bewusst wahr. Wirft es dich zurück auf dich selbst. Dein höchstpersönliches eigenes Land. “Was tu ich da eigentlich?”, fragst du dich noch, bevor dich deine Gedanken wachrütteln: “Nein, das mach ich nicht mehr. Da spiel ich nicht mehr mit. Das tu ich mir nicht mehr an.” 

Vielleicht ist es aber auch eine unumstößliche Veränderung im Außen, die dich selbst den Spiegel in die Hand nehmen und auf dein Terrain schauen lässt. Auf das, was du wirklich hast. Dein einziges, dein kostbares Leben. 

Du reflektierst. Tauchst ein. Schaust dich in dir selbst um:

  • Wer bist du?
    Wie geht es dir da, wo du bist?
    Was schätzt du?
    Was brauchst du?
    Wonach sehnst du dich?
    Was magst du?
    Was magst du nicht (mehr)?
  • Wer willst du sein?
    Was erlaubst du?
    Was erlaubst du (wem) nicht (mehr)?
    Wozu bist du gerne bereit?
    Was machst du nicht (mehr)?
    Was sagst du?
    Was klärst du?
    Und wo schweigst du ab jetzt?
     

Deine Selbsterkenntnis lässt dich in bestimmten Punkten entscheiden: Du machst dir die Welt, wie sie dir gefällt!  Dein Leben. Deine Welt. Die eigene Identität braucht Klarheit und manchmal auch eine Veränderung der Personen und Beziehungen im nächsten Umfeld. Die eigene Identität ist fordernd und daher auch manchmal völlig kompromisslos. Ganz offensichtlich wird diese Notwendigkeit, wenn du im Begriff bist, deine eigene Welt grundlegend zu verändern. Plötzlich bist du nicht mehr so, wie du warst. Weil es dir selbst einfach WESENtlich besser geht, wenn du dich veränderst und für dieses neue Ich einstehst. Deine neuen Grenzen (auf-)zeigst. Informierst. Bittest. Klarstellst. Handelst.

Was macht das mit dem direkten Umfeld, mit den Menschen in der nahen Umgebung? Wer kann sich mitfreuen und dir Zuspruch geben? Wer nimmt Anteil und ist ehrlich interessiert? Wer sieht das nicht ein, ist verärgert oder enttäuscht? Wer reagiert vorwurfsvoll? Wer sät unterschwellig negative Signale, die nur einen Sinn haben: nämlich den für den anderen angenehmen Ursprungszustand wiederherzustellen? Und die liebgewonnenen Annehmlichkeiten, die scheinbar selbstverständlich waren, auch weiter zu erhalten. 

INFORMIEREN: Genau jene Mitmenschen stutzen nun. “Was ist jetzt los?” “Was sind das für Fragen?” An deinen Grenzen gibt es nun plötzlich Kontrollen, werden Beziehungen und Gewohnheiten auf den Prüfstand gestellt.  Es trifft sie ganz und gar unvorbereitet. “Bisher hat das ja auch funktioniert. Bisher war das kein Problem. Warum tut er/sie jetzt so komisch?” Dem Aufschrei folgt das Fordern, wieder “normal” zu handeln. 

Dabei passieren teilweise massive persönliche Grenzverletzungen. Wenn deine Grenzen weder akzeptiert noch gesehen werden. Einfach wieder richtig funktionieren. Dann ist die eine, die „heile“ Welt wieder in Ordnung. Für die anderen!

BITTEN / PRÄSENTIEREN: Offenheit wird oft verwechselt mit Grenzenlosigkeit. Es gibt Menschen die, ohne zu überlegen, jahrein jahraus unterstützen und aus ihrem Selbstverständnis heraus hilfsbereit sind. Nur es gibt einen großen, oft übersehenen Unterschied zwischen

  • einer freiwilligen Hilfe, die dankbar gesehen und angenommen wird,
  • einem herzlichen Geschenk, das mit Freude bereitet,
  • vorauseilendem Gehorsam, den man sich irgendwann unbewusst antrainiert hat
  • und einer gebenden Reaktion auf eine Forderung, die bestimmte Verhaltensweisen voraussetzt. Eine Forderung, bei deren Nichterfüllung Enttäuschung und Missbilligung ausgesendet werden.

Nein, es ist nicht das gleiche, ob man gerne etwas von Herzen oder unter (innerem oder äußeren) Druck gibt!

KLARSTELLEN: Offenherziges Geben bedeutet nicht, dass man seine persönlichen Grenzen aufgibt und auch nicht, dass alles immer so bleiben muss, wie es ist. Vieles im Miteinander basiert auf Freiwilligkeit. Fehlende Wertschätzung gepaart mit uneinsichtigen Forderungen bewirken letztendlich ein abruptes Ende der Gutmütigkeit. Grenzen zeigen heißt hier klarstellen, dass eine freiwillige Unterstützung, Hilfe, Anteilnahme oder Kontakt eben nicht eingefordert werden können. Langjährige Gewohnheiten lassen da oft ein falsches Bild entstehen, das nun der Korrektur bedarf. 

HANDELN: Wird dann im Außen noch versucht, dies als Kaltherzigkeit und fehlende Hilfsbereitschaft darzustellen, rasseln die Grenzbalken schnell nach unten.

Wahrheit ist, dass eben alles seine Grenzen hat und im Sinne der eigenen Identität und Würde sich selbst gegenüber dürfen Grenzen geschlossen werden. 

Identität: Dein Reich! Dein Territorium. Erfahrungsreiche Geschichte, kulturell klar und interessant, landschaftlich gepflegt im Bewusstsein, was du brauchst, einladend für Besuchende aus aller Welt. Wie schön, wenn du dich mit allesamt deiner Grenzen so zeigen kannst, wie du bist: stolz, aufrecht, strahlend schön!

Wie fein ist es, mit diesem Selbst-Bewusstsein, mit Klarheit, Respekt und Interesse andere Länder, andere Menschen zu besuchen. Ihnen wahrhaft zu begegnen! Sie wahrzunehmen, sie zu spüren und zu begreifen, sie zu verstehen. Mit allen ihren Grenzen und Eigenarten. Spannend, erkenntnisreich, inspirierend vielleicht!

Sich wechselseitig Freude machen, nähren, füreinander da sein. Dabei die eigenen Grenzen und die des/der anderen respektieren. Das Leben WERTvoll gestalten. Es ist im Kleinen so wie im Großen. Ein vertrauensvolles Miteinander, ein lebendiger Austausch und grenzüberschreitende Unterstützung gibt es längerfristig dort, wo beide Seiten sich offen und ehrlich zeigen, interessiert und achtsam mit allem umgehen, was eine/n von beiden beschäftigt und die WERTE schätzen: die eigenen, die des/der anderen und die der kostbaren Beziehung.  

 Unabhängig vom Außen:

💛 Wer bist du JETZT?
💛 Was macht dich zu dem, der/die du bist?

💛Wer möchtest du sein?

💛 Was brauchst du? Was sehnst du? Worauf legst du WERT? 

💛 Wo gibst du von Herzen gerne? 

💛 Wo sind deine persönlichen Grenzen?  

Welche Antworten tun sich in dir auf? Wenn du magst, kannst du mir schreiben.
Ich freue mich darauf!

Herzlichst Irmgard