Über Geld spricht man nicht, lautet eine tiefverwurzelte Gepflogenheit im deutschsprachigen Raum. Dazu zählt das Totschweigen des eigenen Verdienstes als auch der eigenen Ausgaben.
Eine Ursachenforschung zeigt vielerlei mögliche Gründe:
Angst vor dem Neid der anderen und den damit verbundenen Konsequenzen:
Was einer nicht weiß, macht einen nicht heiß! Besser, der/die andere weiß gar nicht, wie viel ich verdiene! Wie viel ich wirklich habe! Die brauchen das gar nicht sehen. Sich sicher sein, dass man sich miteinander wohlfühlt, sich wohlwollend und vorurteilsfrei begegnet – zutiefst verständliche Gründe, manches besser für sich zu behalten.
Liebe zu Heimlichkeiten, die persönliche Freiräume ermöglichen:
Davon muss niemand was wissen, was ich mir da gönne, leiste oder gönnen könnte. Geht schließlich niemand etwas an. Ich habe es verdient und ich kann damit machen, was ich will. Sicherheit für größtmögliche Selbstbestimmung zu haben – ein starker Motivator, beim Thema Geld still zu schweigen.
Fehlendes Vertrauen seinen nächsten gegenüber:
„Du hast ja eh (so viel). Du hast es ja leicht! Du kannst ja … geben.“ Wer Angst vor so einer „Gib mir-Erwartungshaltung“ und damit verbundenen Forderungen hat, traut da lieber nur sich selbst! Unwohlfühlen, Unsicherheit und Angst. Starke Stopp-Gefühle!
Persönliche Scham:
Für manche ist es der sehnliche Wunsch, mithalten zu wollen, dabei zu sein, dazu zu zählen, obwohl sie es finanztechnisch nicht können. Für andere ist es die Angst, klassifiziert, be- oder abgewertet zu werden. Wieder andere schämen sich aufgrund der vermeintlich roten Laterne im Vergleich mit anderen. Scham, ein quälendes, nagendes Gefühl!
Sei es wie es sei, Geld als Tabuthema hat Tradition, wird so von den Eltern an die Kinder überliefert und nicht selten fällt jemand allen Wolken, wenn man plötzlich aufgrund von Tod, Scheidung oder Privatkonkurs von der brutalen monetären Realität des Partners erfährt. Nein, davon war nichts bekannt.
Geld ist auch in der Partnerschaft ein Thema, wo man ungerne nachfrägt.
Warum willst du das plötzlich wissen? Traust du mir nicht mehr? Was willst du von mir? So oder ähnlich könnte sich als Antwort eine Barriere in der sonst gerade so fein funktionierenden Partnerschaft auftun. Besser nicht. Besser nicht die Stimmung versauen.
„Wieso willst du das wissen? Willst du mir was dazu sagen? Ich mache es schon richtig, ich brauche keinen Input. Ich weiß doch wohl, wie es geht. Ich bin wohl alt genug, als das mir jemand erklären müsste! Wie beim Autofahren, da brauche ich auch keine guten Ratschläge vom Beifahrersitz. Ich weiß es, ich kann es, du kennst dich eh nicht aus.„ Nein! In eine solche partnerschaftliche Situation möchte sich niemand selbst begeben!
Womöglich ist man/frau auch schon müde, ob mehrere gestarteter Gesprächsversuche, die zwar nicht so heftig abgewehrt wurden, jedoch trotzdem ins Leere geführt hatten: „Ja, können wir schon reden. Ich kann das jetzt aber nicht genau sagen. Jetzt schaut’s grad eher schlecht aus, mehr kann ich nicht sagen. In ein paar Wochen ist es dann besser …“ Oder: „Ja, reden können wir schon. Sag du einmal, was du willst.“
Geld als eine Säule in einer gesunden Partnerschaft
Wenn nichts erzählt wird, dann gibt es auch keine gemeinsame Basis. Jeder verdient Seines, möchte dementsprechend auch über sein Eigenes verfügen; trotz oder obgleich eh schon der vielen gemeinsamen Kosten.
Es gibt also keinen regelmäßigen Austausch, weder über die Einnahmen noch über die Ausgaben. Und doch ist das gemeinsame Wissen ob der Finanzen eine unabdingliche Säule für eine tragfähige Partnerschaft, für eine erfolgreiche und entspannte Lebensführung, als auch für das Treffen wichtiger familiärer Entscheidungen. Eine bestehende Situation kann nur verbessert oder optimiert werden, wenn offen darüber gesprochen werden kann. Ein wertschätzender Austausch ist die Voraussetzung für das Erörtern eines traditionell, warum weiß niemand so genau, sensiblen Themas.
Bleiben wir im Gespräch über unsere Finanzen und arbeiten wir zusammen an der Optimierung, wäre doch mal ein neuer Ansatz, oder? Hilfe! Verliere ich da nicht meine Freiheit? Da stellt sich die Frage, welche Freiräume man dabei aufgibt. Irgendwie geht es dabei ja um Heimlichtuerei. Ehrlichkeit schon, ja, das ist wichtig, aber über alles reden muss ja nun doch nicht sein. Wie bitte? Kann doch wohl nicht sein! Was würde sich durch den Informationsaustausch übers Geld verändern? Würde man etwas anders tun? Und wenn ja, warum, wenn eh alles wohl überlegt ist und passt?
Auf jeden Fall würden die Ausgaben aus der versteckten Schmuddelecke ins Scheinwerferlicht rücken. Sie würden regelmäßig beleuchtet und analysiert werden.
Wenn sich Vieles ändert
Wie sinnvoll das doch wäre in finanziellen Krisenzeiten, in Zeiten sich beschleunigter Kosten aufgrund einer hohen Inflation. Sich nicht einfach gefühlsmäßig aus einer Mischung von zunehmendem Unbehagen und Resignation treiben zu lassen, sondern gemeinsam das Ruder in die Hand zu nehmen, um solide Entscheidungen zu treffen.
Der Zeitpunkt ist daher aktuell ideal. Die Energiekostenerhöhungen sind schon teilweise angekommen, erhöhte Lebensmittelkosten sind noch versteckt und nicht so deutlich sichtbar. Wer gerade baut, ist mit schmerzlichen Materialkostenerhöhungen konfrontiert. Die Zinsen werden ab sofort von der EZB stufenweise erhöht, was auch die Kreditzinsen in den kommenden Jahren direkt beeinflussen wird. Viele Produkte und Dienstleistungen, die wir konsumieren, werden ab Herbst in Verbindung mit erhöhten Großhandelspreisen und den kommenden Lohnrunden sich ebenfalls verteuern. Das ist die eine Sache. Die andere sind die persönlichen Einnahmen und Ausgaben.
Es ist also Zeit, die Karten gemeinsam auf den Tisch zu legen und sich zu zeigen. Unterschiedliche Lebensarten, unterschiedliche Lebensphasen ergeben unterschiedliche Kostenpositionen und damit verbunden eine unterschiedliche persönliche Inflation! So kann es dann sein, dass bei einem Paar oder einer Familie tatsächlich nicht 8 % österreichdurchschnittliche Inflation auf den Schuh drücken, sondern sich 20% oder mehr auf allen Schuhen schmerzhaft bemerkbar machen!
Auch unterschiedliche große Rücklagen, vom dicken Sicherheitspolster zur durchgewetzten Decke oder einem tiefen Loch spielen eine Rolle in der Ist-Situation.
All diese Tatsachen – die finanziellen, nicht beeinflussbaren Veränderungen der Umwelt und die persönlichen Zahlen, Daten und Fakten – sind Ausgangsbasis für die einzig relevante Frage, nämlich: Was bedeutet das für uns?
„Ja, aber … ich weiß ja nicht, wie alles wird!“ Ja, deshalb ist es günstig und hilfreich, sich so viele wie möglich qualifizierte Informationen einzuholen, was zu erwarten ist und was als Annahme stimmig sein kann!
Wenn dann also alles am Tisch liegt: die nackten, sachlichen, neutralen Fakten und die vermutete konkrete Annahme, dann ist diese Frage WESENtlich für Euch als Paar:
Was bedeutet das FÜR UNS?
Wie auch immer Eure Antworten lauten, welch womöglich unterschiedliche Gedanken, Bedenken und Gefühle Euch dazu bewegen, Ihr seid nun eingeladen nicht nur über Werte zu reden, sondern Euch mit ihnen intensiv zu beschäftigen, ihnen Gehalt und Gewicht zu geben, zu begreifen, was alles bewusst und unbewusst in dir und Euch eine (treibende) Rolle spielt. Die Bedürfnissprache ist Euer Schlüssel, Euch auf anderer Ebene zu begegnen und tiefgründige Gespräche zu führen. Ganz klar zu bekommen, was dir und Euch wirklich wichtig ist, macht die Sache auf einmal leicht!
Wenn du und Ihr wisst, worauf Ihr innerlich wirklich und ernsthaft WERT legt, könnt Ihr gemeinsam richtungsweisende Entscheidungen treffen! Ihr könnt auf Euch zukommende Veränderungen entspannt nehmen und positiv damit leben! Alles offen legen und sichtbar zeigen, ist eine unabdingbare Voraussetzung für das Bestimmen einer gemeinsamen Marschrichtung, mit der Ihr Euch beide wohl und sicher fühlt!
Je wichtiger das Gespräch umso wichtiger die Gesprächsvorbereitung!
Mit strukturiertem, behutsamem, wertschätzendem und nicht minder klarem Vorgehen gelangt Ihr sicher und wohl miteinander an Euer Ziel, was Euch ermutigt, Euch regelmäßig upzudaten, Entscheidungen zu evaluieren und Euch immer genauer und präziser auszurichten.
Das Ziel? Ein für Euch stimmiges lebensWERTes Leben, auch in herausfordernden, sich verändernden Zeiten, möglichst unabhängig von äußeren Einflüssen!
❓ Wie geht es dir, wenn du das liest?
❓ Wie geht es dir und Euch mit dem Thema Geld und gemeinsame Finanzen?
❓ Was fällt dir und Euch leicht? Was schwer?
Wenn Ihr euch dazu noch nicht konkret auseinander gesetzt habe, macht doch einen kleinen Schritt zum Anlauf nehmen und tauscht Euch aus zur Frage:
💛 Was ist dir in Bezug auf Geldgespräche wichtig?
Vielleicht magst du uns dazu schreiben? Wir freuen uns, von dir zu lesen!
Herzlichst
Irmgard und Stefan

Stefan und Irmgard Wallner Foto: www.danilamodeo.com
Unseren Plan für kommende Zeiten mit zu erwartenden finanziellen Entwicklungen haben wir bereits im März 2022 gemacht. Vieles von dem, was wir damals angenommen haben, ist inzwischen Realität geworden. Unser Plan gibt uns Klarheit, Orientierung und Entspannung. Dabei haben wir unser Know-how gebündelt: Stefans Liebe zur Welt der Zahlen, Daten und Fakten. Diese recherchieren, kennen, verstehen, auswerten und logische Schlüssen ziehen, ist eine seiner Leidenschaften. Menschen und Teams strukturiert und bedürfnisorientiert durch heikle Themen zu navigieren und WERTschätzende Kommunikation ermöglichen und sicherstellen, war viele Jahre Teil von Irmgards Berufsleben.
Genauso, wie wir es machen, zeigen wir dir und Euch in unserer Anleitung für Euren Paarworkshop. Mit dieser entwickelt Ihr Euren partnerschaftlichen Finanzplan für Euer lebensWERTes Leben in finanziellen Krisenzeiten