Viel Zeit ist vergangen, du bist schon weit in deinem Leben vorangekommen. Hast die Grenze vom gedankenlosen, ungestümen Sein hin zum überlegten, reflektierenden Leben überschritten. Hast viel geschaffen, einiges erreicht und noch mehr an Erfahrung gesammelt. Du weißt, was du willst und was auch nicht. Du hast viel gegeben und auch gerne. Und jetzt?
Erschöpfung stellt sich ein. Nicht alles geht mehr so leicht von der Hand, Kräfte wollen eingeteilt und daher wohl überlegt verwendet werden. Es hat sich etwas verändert in deinem Leben. Etwas, das nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Etwas Natürliches, gleich dem Lauf der Jahreszeiten.
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Hermann Hesse
Da weiß ich die Stürme schon und bin erregt wie das Meer. Und breite mich aus und falle in mich hinein und werfe mich ab und bin ganz allein in dem großen Sturm.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke
Kaum besser als durch Hesse und Rilke lässt es sich ausdrücken, wie sich dieses Voranschreiten im Leben anfühlt. Wie auf des Messers Schneide können wir jetzt entweder in Wehmut verfallen oder aber herzhaft diesen neuen Lebensraum annehmen, in den wir augenscheinlich getreten sind. Es hat sich etwas verändert. Am Altern und Sterben der Eltern, am Heran- und Entwachsen der eigenen Kinder wird es deutlich sichtbar. Die Zeit der scheinbar endlosen Gleichförmigkeit ist zu einem Ende gekommen. Es hat einen Ruck gemacht und plötzlich stehen wir in einem neuen Umfeld, das nach Orientierung, Positionierung unser selbst ruft.
Jahrein, jahraus haben wir funktioniert. Waren da, wenn notwendig. Haben gegeben. Es war selbstverständlich und wir haben nicht großartig darüber nachgedacht. Und jetzt?
Wir werden plötzlich nicht mehr so gebraucht, bewusst oder unbewusst in eine Form der Freiheit entlassen. Es entsteht Platz und Raum den wir langsam wahrnehmen, obwohl die Automatismen und die alten Normalitäten uns gedanklich noch festhalten wollen am Alten. Jetzt öffnet sich Kairos gleich eine Chance. Sie will gesehen und genutzt werden, unsere Gefühle klopfen an, wollen uns auf neue Bedürfnisse in unserem Leben hinweisen.
Das Gebende ist so sehr Teil von dir. Alle anderen und alles andere war wichtiger als du selbst. Gewohnheitsmäßig beeinflusst es uns so sehr, dass sich leise, fast schamhaft die Frage stellt: „Darf ich denn jetzt an mich denken?“
Warten wir dabei auf eine Art Freigabe von außen? Jemand, der es uns erlaubt? Den Schein überreicht? Oder nehmen wir jetzt in diesem Moment unseres Lebens die Initiative selbst in die Hand? Für uns?
Herzhaft und klar auszusprechen „Ja, ich erlaube mir das!“
Wie schön und befreiend wirkt das. Damit öffnet sich nicht nur eine Türe in einen neuen Lebensabschnitt! Damit gehen wir durch sie hindurch. Zum ersten Mal können wir persönlich fühlen und begreifen, wie sich das Neue für uns anspürt. Wie der Geschmack eines unbekannten Gerichts ist es ungewohnt, fremd, vielleicht sogar mit nichts aus dem bisherigen Leben vergleichbar. Doch haben wir für uns einen unschätzbaren WERT aus dem vergangenen Raum mitgenommen. Unsere Erfahrungen. Sie geben uns Halt, sie geben uns Sicherheit und lassen uns mit weisem Mut das noch Unbekannte ergründen.
Wir können das Wohltuende dabei besser schätzen und feiern als früher einmal. Können auch besser trennen zwischen dem, was wir wollen und auch nicht (mehr) wollen. Menschen und damit Gespräche, die uns gut tun erkennen wir schnell. Andererseits werden wir rasch ungeduldig und aufmerksamer, wenn dem nicht so ist.
Die Zeit läuft und ist endlich, das haben wir als Maß für uns jetzt verinnerlicht. Damit ist kein Wehklagen und Hadern verbunden, sondern Klarheit und Bestimmtheit. Wir fragen mehr nach dem Sinn und können Schönes in vollen Zügen auskosten. Die Suche nach den persönlichen Träumen zieht womöglich erst durch tiefe Schluchten und nebelige Stimmungen bevor sie in Ziele mündet, die wir immer deutlicher und schärfer visualisieren können. Wenn wir die Augen offen haben, sehen wir genau, wo unsere Reise uns hinführen kann.
Damit ist eine ganz große Dankbarkeit verbunden. Diesen Moment im Leben erleben zu dürfen, ist ein Geschenk. Mit dem wir, einem Juwel gleich, sorgsam und achtsam umehen. Die Wertigkeiten in deinem Leben haben sich verändert. Du bist es dir wert, dir jetzt die Zeit zu nehmen. Deine Zeit. Zeit, um genau hinzuschauen. In dich. Hineinzufühlen und zu spüren, was jetzt wichtig ist und zählt. Zeit, um daraus die richtigen Entscheidungen abzuleiten.
Wohlan, es gibt zu tun, mit Freude und Energie einen neuen Lebensraum zu entdecken und ganz nach den persönlichen Bedürfnissen und Werten einzurichten.
💛 Welche Gefühle klopfen an deine Tür?
💛 Welche Bedürfnisse gewinnen an WERT? Sind jetzt wichtig für dich?
💛 Was sind deine Träume? Deine Ziele?
Wenn du magst, kannst du uns schreiben. Wir freuen und sehr darauf, von dir zu lesen!
Herzlichst, Irmgard und Stefan

Stefan und Irmgard Wallner – Foto von Danila Amodeo
Wir orientieren uns nach unseren persönlichen und unseren gemeinsamen Bedürfnissen und Werten. Und leben unseren Traum. Unseren Traum des ortsunabhängigen Arbeitens und Lebens. Diesmal schreiben wir dir aus Rom.
Beitragsbild von south_agency von Getty Images Signature
Hallo Irmgard,
danke für diesen Beitrag.
Ich möchte mit Dir ein Lied von Alexia Chellun teilen, es heißt ALLOWING.
Auf dem Youtube-Kanal von YONDA Seelensängerin gibt es davon eine Interpretation auf Deutsch: Ich erlaube mir …
Eine meiner Lieblingszeile daraus ist … Ich erlaube meinem Weg vor mir aufzublüh’n …
Ich hoffe Dir gefällt das Lied und vor allem der Text genauso gut wie mir!
Liebe Grüße und eine wunderschöne Zeit von wo auch immer Du uns schreibst
Petra
Liebe Petra,
herzlichen Dank, dass du das Lied mit deiner Lieblingszeile mit uns teilst!
Ein wunderschönes Lied! Gefällt mir sehr gut!
Mögen jene, die das hier lesen, davon inspiriert werden!
Liebe Grüße
Irmgard