Die Tage werden wieder länger, die Vögel zwitschern und die ersten Knospen öffnen sich zu anmutigen Blüten. Der Jahresrhythmus ist wieder auf Lebendigkeit, Erneuerung und Entwicklung gesprungen. Auch in uns erwachen die Lebensgeister und frische Energien werden freigesetzt. Hast auch du die ersten warmen Tage schon genutzt? Hast gereinigt, entrümpelt, Ordnung geschaffen und erneuert? Hast du im Zuge dessen auch deinen persönlichen Alltag ausgemistet?
Wie? Was? Dein Leben ausmisten, eine Bestandsaufnahme machen?
Was für Haus und Garten ganz selbstverständlich ist, scheint für unser eigenes, persönliches Leben nicht sofort einleuchtend.
Eine ehrliche Betrachtung zulassen, nicht alles als gegeben hinnehmen, sondern im ureigensten Interesse mal kurz aus dem Hamsterrad aussteigen und in Ruhe die eigene innere Wohnung begutachten?
Was hat sich da angesammelt? Was steht herum? Was liegt im Weg, ist nicht mehr zeitgemäß, behindert und stört?
Wie wäre es, die eigene vollgestopfte, gewohnte, bewohnte Lebenszeit einmal nur in Gedanken zu entrümpeln? Ja, und um dann bewusst zu entscheiden, was künftig darin Platz haben soll.
Mit dem frischen Erwachen nach dem gemütlichen Winterschlaf eine Analyse machen und sich jedes Jahr neu die Frage zu stellen:
Was hat und was soll aktuell einen Platz in meinem Leben haben?
Die Lebenserwartung in GUTER Gesundheit liegt in Österreich bei 63-64 Jahren. Für einen 50-jährigen Menschen bedeutet das noch zirka gesunde, schmerzfreie 5.000 Tage im eigenen Leben, Tendenz abnehmend. Ziehen wir die Zeit der Berufstätigkeit, des Schlafens und der Hygiene ab, bleiben in etwa 50.000 Stunden übrig. Die Uhr tickt. 13 Frühlinge bis dahin und wünschenwerter Weise noch viele weitere. 13-mal die Möglichkeit und wünschenswerter Weise noch öfter, ehrlich und achtsam darüber nachzudenken, was nun im eigenen Leben WERTvoll ist und was an WERT verloren hat? Ihn womöglich sogar nie wirklich gehabt hat? Als Folge einer Fehlentscheidung einfach geblieben ist.
Wenn es dein Ziel ist, die Anzahl der schönen Stunden zu maximieren, dann nimm doch deine frei verfügbaren Stunden unter die Lupe!
👉 Starte neutral, sachlich und messbar: Wie verbringst du deine Freizeit?
👉 Welche frei verfügbaren Stunden deiner Lebenszeit verbringst du glücklich oder zumindest zufrieden?
Nachdenklich gestimmt und inspiriert zu diesem Artikel hat uns dieser Artikel aus der FAZ: Zeit-Einteilung: Wie wir unsere Lebenszeit verwenden – oder gar verschwenden
Die Top Ten von 1992 und jene von 2022. Wie sieht deine persönliche Hitparade aus?
Was geht dir durch den Kopf, wenn du diese Aufstellung betrachtest? Kaffeetrinken ohne Smartphone, ohne WhatsApp und ohne andere Apps? In Ruhe Zeitschriften lesen, ausschlafen, faulenzen? Nicht nur einmal? Sondern als Teil unter den Top 10! Nostalgische Musik in deinen Ohren? Schon lange her, dass du dich dem herzhaft hingegeben hast? Ist dir das irgendwie und irgendwann mit dem HANDy abHANDen gekommen?
VOM ZERSTREUEN, VERSCHLEUDERN UND SAMMELN
Die bunte Palette an Freizeitaktivitäten schillert unendlich vielfältig. Von sämtlichen Sport-, Spiel- und Bewegungsarten übers Lesen, Basteln, Gestalten, Musizieren, Reisen. Für manche zählt sogar Shoppen als Hobby. Die Liste ließe sich noch lange weiterführen.
Was wem wie wichtig ist und damit WERTvollen Beitrag zu einem erfüllten Leben leistet, ist natürlich eine vollkommen individuelle Angelegenheit. Was uns allen vermutlich gemeinsam ist, dass sich unser (Frei-) Zeitverhalten in den letzten Jahrzehnten technikbedingt fast unbemerkt gravierend verändert hat. Das bloße Wissen darum, wofür wir nun, ganz sachlich betrachtet, unsere kostbaren, unsere einmaligen Lebensstunden verwenden, wäre wohl für alle Menschen von Bedeutung.
ZERSTREUEN
Vieles, was heutzutage Zeit in Anspruch nimmt wie Googeln, WhatsAppen, Instagram, TikTok und Co, plus das zeitlich endlose Fernsehen namens Streaming, ist ein von außen geführtes und beeinflusstes Konzept. Nach dem ersten neugierigen Schritt über die niedrige Einstiegsschwelle folgt unser Gehirn allen anderen spielerisch leicht, ist mit mittlerer Weile gefestigten Strukturen auf Schiene gebracht worden. Der Griff zum Internet über das HANDy ist jetzt schon „normale“ Gewohnheit. Genormtes Verhalten der Masse. Im Flieger, in den U-Bahnen der Welt, von den Schulen bis ins Altersheim. Überall findest du heute normal buckelnde Körperhaltung. Geneigte Köpfe, gespannte Blicke, konzentriertes Tipseln oder rasendschnelles Scrollen. Informationen und Bilder fluten unser Gehirn.
Wie viel Platz haben da noch das bewusste Aufnehmen, in Ruhe wirken lassen, bewusst Hinterfragen und die persönliche, kritische Betrachtung? Das wird zur Seite geschoben, immer öfter, immer mehr, bis es unter den Tisch fällt. Weil schon die nächste Sensation wartet, die nächste Aufregung ins Auge sticht, die Emotionen in Schwung, in Bewegung hält!
Doch auch eine ehrliche, kritische Analyse in unserem „echten“ sozialen Leben ist hilfreich! Nicht alles als gegeben hinzunehmen, sondern achtsam unseren Mitmenschen zu begegnen und aufmerksam den Gesprächen zu lauschen, persönliche Kontakte, Bekannte und Freunde aus dem Blickwinkel der persönlichen Freude und des Interesses zu sehen.
- Was passt da noch?
- Wovon hat man sich längst entfernt und hält es nur noch aus Gewohnheit am Leben?
Ja, unser Zeitplan ist so dicht, da ist kaum Zeit für Neues, aber anstandslos führen wir über Jahrzehnte Gespräche, deren Themen uns nicht (mehr) interessieren oder deren Inhalt sich ständig wiederholt. Somit führen wir fast deckungsgleich das Vergangene in der Gegenwart und schreiben sie damit auch in die Zukunft fort.
Da kann es passieren, dass wir uns gewohnheitsmäßig Dampfplauderern als Publikum zur Verfügung stellen und gelangweilt das Entweichen lauwarmer Luft beobachten. Oder dass wir gemütlich mit „Schönwetterfreunden“ bei einem Gläschen Wein zusammensitzen, die in ein schwarzes Loch verschwinden, sobald wir harte und schwere Zeiten durchleben oder gerade nicht „ins Bild passen“. Oder dass wir höflich (Lebens-) Zeit zerstreuen, in sinnlose Gespräche und leblose Kontakte zu Menschen, die man halt wieder getroffen hat. Die nicht mehr Teil unseres Wertebilds sind. Oder es nie waren. Es hat sich halt so ergeben.
Was jedoch schwer wiegt, ist die Tatsache, dass uns damit die Zeit fehlt für WERTvolle Kontakte. Zeit für Kontakt mit uns selbst oder für neue Kontakte, interessante Fragestellungen und Themen, anregende Inspirationen und bereichernden Austausch. Nährende Zeit. Nach der wir eigentlich suchen und über die wir uns wirklich freuen würden.
VERSCHLEUDERN
Tust du von Herzen gerne Gutes? Handelst du engagiert, eifrig, hilfsbereit? Am besten noch bevor überhaupt gefragt wird?
Es ist echt schwer! Du hast so viele Fähigkeiten. Du kannst sie gut. Du machst sie gerne. Andere schätzen deinen Einsatz, dein Wirken, dein Tun. Deine persönlichen Grenzen nimmst du zwar noch aus dem Augenwinkel wahr, doch mit deinem Tempo bist du schon weit darüber hinaus gelaufen. Es fällt dir so schwer, dich einzubremsen. Halt zu machen. Nein zu sagen.
So verschleuderst du deine Energie, sie spritzt in alle Richtungen, du rotierst, drehst dich im Kreis, gibst und tust und spendest. Wie eine Waschmaschine im Schleudergang bekommen alle etwas ab. Und alle freuen sich sehr. Bis nichts mehr übrigbleibt. Bis du saft- und kraftlos übrig bleibst.
Tropfen auf den heißen Steinen und während rundum alles von dir genährt wird, trocknest du innerlich aus!
SAMMELN
Dann ist es Zeit zu sammeln!
Nicht das Sammeln von beliebigen Informationen, Bildern, G’schichterln und Aufregungen aus dem SocialMediaLife anderer. Nicht das Berieseln lassen mit Nebensächlichkeiten oder das Aufsaugen von Push-Nachrichten. Eilmeldungen, bei denen es tatsächlich komplett egal ist, ob du diese sofort, später oder nie erfährst.
Es geht darum, WERTvolles zu sammeln. Ideen, Wünsche, Träume, Werte sammeln. Was ist dir jetzt, für dieses Jahr beispielsweise, besonders wichtig? Was möchtest du erreichen, erleben, tun? Was brauchst du ganz besonders?
Das muss gar nichts „Aufregendes“ sein! Wichtig ist, dass du es für dich weißt und du dich dafür entscheidest. Dass du dich sammelst, deine Kräfte sammelst, bündelst, fokussierst. Was brauchst du dafür? Zeit?
Entrümpeln, freiräumen, neu einrichten, das wäre doch mal was Neues!
Wie Kästen ausräumen und Laden ausleeren, kannst du alles, das deine Zeit in Anspruch nimmt, einfach einmal herauslegen, begutachten, den WERT schätzen und danach handeln.
WERTschätzen und dankbar Abschied nehmen
Du kannst WERTschätzen, was einmal fein und schön und köstlich war, aber eben heute nicht mehr gebraucht wird, nicht mehr passt, nicht mehr den WERT hat, den es einmal gehabt hat. Wie alte, abgetragene Lieblingsschuhe, die einfach nicht mehr passen.
WERTschätzen und loslassen
WERTschätzen, was heute auch noch „nett“ ist, wo du sicherlich Gutes tun könntest, das aber dich nicht nährt, sondern leert in dem, was dir wichtig ist. Das dir jene Zeit und Kraft raubt dorthinzukommen, wo du hin möchtest. All das, das auf „nette Weise“ oder sogar auf unangenehme, nur geduldete Weise deine Energien verschleudert, dich behindert, dich blockiert.
Keine Sorge: Es geht nicht verloren! Du kannst es zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufnehmen, falls es dann wieder passen würde.
WERTschätzen und freilassen
Was soll Platz haben in deinem Leben und darf bleiben?
Was wählst du für jetzt und das Leben, das du führen möchtest?
Wertschätzung und damit den WERT der eigenen Lebenszeit zu SCHÄTZEN macht sie erst wichtig für uns und gibt uns damit aktiv die Möglichkeit zu entscheiden, was damit jede einzelne Stunde passieren soll. Der innere Wächter wird auf den Plan gerufen, wir legen jetzt schließlich WERT darauf.
Wie viel Zeit wird denn da jetzt plötzlich frei, wenn du diesen Prozess zulässt? Wie viel RAUM wird frei?
Keine Angst vor freier Zeit! Ausschlafen und Faulenzen zählte früher zu den Top 10! Veränderung und Kreativität benötigen Zeit, oftmals viel Zeit und noch mehr Ruhe. Innere Ruhe. Äußere Ruhe. Deine Lebenszeit ist der größte Schatz, den du besitzt.
Keine leichte Übung? Ja, Übung macht den Meister. Der Frühling kehrt jedes Jahr wieder und damit auch die Chance zum Frühjahrsputz! Eine wunderbare Gelegenheit!
Wie ist das bei dir?
💛 Was mistest du aus?
💛 Was bleibt?
💛 Wie viel Platz hast du jetzt?

Stefan und Irmgard Wallner – Foto: Danila Amodeo
FreiRAUM war 2021 eines meiner Jahresbedürfnisse. Es war ein echter Entwicklungsprozess! Das beharrliche Dranbleiben, achtsam bleiben, immer wieder ausmisten hat sich ausgezahlt! Dieser Raum ist seither zu einem wunderschönen, großen Raum gewachsen. Raum, den ich und wir genießen und schätzen! Auf den wir achten! Und ja, auch immer wieder freiräumen, ausmisten, sauber halten.
Beitragsfoto von mmpile von Getty Images Services
liebe irmgard,
dein artikel kommt, wie fast immer, zur rechten zeit.
danke für die impulse, weiter dran zu bleiben beim aussortieren, ergänzen und neu gestalten. und das auf allen ebenen 🙂
danke das lesen hat mir gerade sehr wohl getan und ich habe einen frühlings-kick erhalten 🙂
ja, und die pausen und das verweilen sind wichtig und mag ich gerne integrieren bzw ihnen einen besonderen wert im meiner jetzigen lebensphase einräumen – raum geben.
nochmals herzlichen dank und herzliche grüße aus tirol – rosalia
Liebe Rosalia,
herzlichen Dank für deinen Kommentar!
Freut mich sehr!!
Frühlingsfrische Grüße nach Tirol,
Irmgard