Stell dir vor, jemand würde dir sagen, dass du gar nichts tun musst. Dass du völlig frei bist, selbst zu entscheiden, was du tun willst und was nicht. Klingt das nicht wie eine Provokation?

Schließlich gibt es in deinem Leben unzählige Dinge, die du tun musst. Du hast keine Wahl, musst funktionieren, Termine einhalten, Verantwortung übernehmen. Manchmal fühlt es sich an, als ob du in einem Hamsterrad gefangen bist, ohne Aussicht auf Entkommen. Und dann kommt jemand daher und sagt dir, dass du gar nichts tun musst. Weshalb diese Aussage tatsächlich eine reine Provokation für dich ist.

Einatmen. Ausatmen…. Vielleicht lohnt es sich doch, weiterzulesen. Denn es klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Aber was wäre, wenn es wirklich möglich wäre? Was wäre, wenn du dir selbst die Freiheit geben würdest, zu entscheiden, was du tun willst und was nicht? Vielleicht wäre das der Schlüssel zu einem glücklicheren und erfüllteren Leben. Es lohnt sich, darüber nachzudenken.

Grenzen und Handlungen

Was sind denn eigentlich all die Handlungen und Eingrenzungen, die unser Leben so fremdgeführt erscheinen lassen?

Rahmenbedingungen

Da sind zum einen die geschriebenen Gesetze und die unausgesprochenen Regeln der Gesellschaft, in der wir leben. Gebote einerseits und Verbote andererseits rahmen unser Leben ein. Steuern und Abgaben, die bezahlt werden müssen. Normen und Vorschriften, die eingehalten werden müssen. Sie bestimmen und lenken den Alltag bis ins kleinste Detail. Das „MÜSSEN“ zeigt sich hier in Form einer allgemeinen persönlichen Akzeptanz, die wir in Kauf nehmen, weil wir dafür ein Leben in Konformität und Sicherheit erhalten. Du „musst“, weil du tatsächlich willst!

Private und berufliche Verpflichtungen

Ja, und natürlich haben wir bestimmte Rollen übernommen, sowohl privat als auch beruflich, ursprünglich freiwillig, selbst gewählt. Rollen, die einen bunten Strauß an Aufgaben mit sich bringen. Dazu gehören die vielfältigen Erziehungsaufgaben von Eltern gegenüber ihren minderjährigen Kindern. Aber auch ehrenamtliches Engagement in Vereinen und Mitgliedschaften. Beruflich werden deine übernommenen Verpflichtungen monetär honoriert. Du „musst“, weil du dich dafür entschieden hast!

Notsituationen

Dann gibt es Dinge, die aus der Not heraus gerade „jetzt“ von uns getan werden müssen. Oft sind es Handlungen, die nur wir in dieser schwierigen Situation ausführen können. Weil wir das Wissen und die Fähigkeiten dazu haben oder weil nur wir gerade verfügbar sind.
Es steht außer Frage, dass die Gefährdung von Leib und Leben oder von Hab und Gut aus einer Möglichkeit ein MUSS macht, um schwerwiegende Folgen des Nichthandelns zu vermeiden. Du „musst“, weil dir SCHUTZ wichtig ist. Darum willst du! Darum tust du!

! Achtung: Oft lohnt es sich, durch die Rauchschwaden der Aufregung hindurchzusehen: Brennt es wirklich oder ist es nur viel Rauch um nichts? Damit du in die Gänge kommst! Damit geholfen wird.

Was wir müssen

Wir können also zusammenfassen, dass wir uns aufgrund verschiedener Grundbedürfnisse wie Sicherheit, Schutz, Nahrung, soziales Miteinander usw. im Laufe unseres Lebens zu einer Reihe von MUSS-Handlungen entschlossen haben. Wir machen all das, weil es uns WERT ist. Unser Müssen ist letztlich ein Wollen!

Wir wollen alle diese Bedürfnisse so gut als möglich erfüllt wissen!

Müssen wir wirklich?

Aber es gibt noch mehr, das sich unter dem Deckmantel des MUSS in unser Leben eingeschlichen hat, zum Teil unbemerkt von unserem Bewusstsein.

Aufgaben, Projekte, Verantwortungen, Verpflichtungen und dergleichen, für die du dich, ehrlich gesagt, freiwillig entschieden hast. Vielleicht aus einer ursprünglich positiven Motivation heraus, die sich in weiterer Folge zu „Lebenszeitfressern“ (ich bitte um Entschuldigung für diese derbe Ausdrucksweise) entwickelt haben. Die einen MUSS-Charakter angenommen haben, der dich in ein enges Zwangskorsett presst. Was war oft der Auslöser, dass du dich darauf eingelassen hast?

Wie oft wurdest du konkret um all das GEBETEN?

Oder war es nicht viel öfter so, dass du von dir aus, voreilig und selbstüberzeugt auf den Startknopf gedrückt hast?

Waren es die eigene Erziehung, gesellschaftliche Meinungen, religiöse Überzeugungen, Dogmen oder rein selbst auferlegte Pflichten, die dich dazu brachten? Ein innerer Drang, Hier! zu schreien und die Dinge in die Hand zu nehmen?

Für ein kurzfristiges gutes Gefühl, das Richtige getan zu haben. Und jetzt, wo du es kannst, wo du es „eh schon“ machst, …

Wolltest du das alles wirklich?

  • Was hat sich durch die vielen Wiederholungen als MUSS in deinem Kopf festgesetzt?
  • Hast du, bevor du mit all dem begonnen hast, in dich geschaut und deinen inneren Kern, dein Selbst dazu befragt?
  • Ist das alles wirklich authentisch und entspricht es deinen Bedürfnissen?

Und ja, du darfst dir diese Frage stellen, schließlich sind es Gedanken, es hört dir niemand zu, der dich dafür verurteilen könnte.

Du hast es oft gemacht, du bist eingespielt, bist es gewohnt, es geht dir leicht von der Hand. Sagen wir, wie es ist: „Du kannst es einfach!“ Du kannst es nicht nur, du kannst es sogar sehr gut! Tatsächlich geht es schneller, viel schneller, wenn du es selbst machst. Glaubst du.

Stimmt das überhaupt?

Woher weißt du, ob andere es nicht genauso gut, schneller, besser, einfacher, geschickter und dabei genauso zuverlässig machen? Wir kennen doch nur unsere eigene Art. Ist es nicht völlig egal, wie lange jemand z.B. für hauswirtschaftliche Tätigkeiten wie Abwaschen, Kochen, Bügeln, Putzen braucht? Ist es nicht egal, wie er oder sie es macht, solange das Ergebnis stimmt? Wie sollen sie es lernen, wenn sie es nie tun? Wie sollen sie den Wert schätzen lernen, wenn sie ihn nicht kennen? Es ist leicht, zu sagen: „Das kann ich auch, das geht leicht“, wenn man sieht, wie andere es machen, die es können!

Vergangene Entscheidungen in Frage stellen

Du darfst vergangene Entscheidungen in Frage stellen und sie verwerfen oder dich neu dafür entscheiden!

Was machst du, weil du es, aus welchen Gründen auch immer, irgendwann in deinem Leben freiwillig übernommen hast? Was sagt dir deine persönliche Gefühlswelt heute dazu?

Schreibe alles auf, was du zu tun hast. All deine „MUST DO“-Punkte, die sich gerne als harmlose „TO DO“-Liste tarnen. Schau dir jeden Punkt genau an. Wenn du dir nicht sicher bist, stelle eine Frage zu der jeweiligen Aktivität und benutze dazu gerne die Gefühls- und Bedürfniskarten.
Zwei kleine Beispiele zur Veranschaulichung:

  • Muss ich meinem 20-jährigen studierenden Sohn immer noch die Hemden bügeln? Wie fühle ich mich dabei? Welche Bedürfnisse melden sich bei mir?
  • Muss ich extra einkaufen und kochen, weil mein Sohn / meine Tochter Vieles nicht essen mag (das ich jedoch gerne esse) und nur Ausgesuchtes isst? Wie fühle ich mich dabei? Welche Bedürfnisse melden sich bei mir?

Deine Gefühle zeigen das ehrliche Bild zu all diesen einzelnen kleinen und großen Handlungen! Diese Selbstbesinnung kann sehr erhellend sein und sollte nicht vergessen lassen, was es alles an schönen und wohltuenden Aktivitäten gibt, die du im Moment nicht machen kannst, weil du so viel machen MUSST.

„Ich muss …“

Was, wenn du in Ruhe deinen Wochenplan durchsiehst und bewusst trennst,

  • was jetzt noch ein persönliches MUSS ist und damit ein persönliches „Ich will, weil es mir so wichtig und wert ist“!
  • und was jetzt kein persönliches MUSS (mehr) ist. Das ist sehr wichtig, denn einiges ändert sich im Laufe der Jahre!
  • Was war eine Entscheidung, die du so nicht mehr treffen würdest und daher entsorgst? 

Wie wäre es, wenn du nach dieser Bestandsaufnahme eine Reihe von Dingen auf deiner Liste hast, die du nicht mehr tun willst? Weil DEINE Gefühle und die damit verbundenen Bedürfnisse so klar zu Tage getreten sind?

Kannst du das dann auch nach außen zeigen? Von dir selbst sprechend erklären, was du in Zukunft nicht mehr tun willst und somit auch nicht mehr tust? Oder hast du Angst davor? Ist es dir unangenehm? Was würde passieren? Würdest du dadurch klarer und authentischer in deiner Person?

Plötzlich werden deine Grenzen sichtbar und dir bleibt dadurch viel Kämpfen und Erklären erspart!

Deine klare Haltung wird letztlich von anderen geschätzt werden und kann dir Tür und Tor öffnen, um gewünschte Handlungen von dir zu erBITTEN. Ohne diese Bitte ist jedoch Endstation! Denn du bist nicht länger bereit, jederzeit und überall einzuspringen, sondern schätzt und berücksichtigst auch dein eigenes Selbst. Diese neue Einstellung wird dich erfolgreich in deine Zukunft führen.

Wie klingt das? Welche neuen Möglichkeiten würden sich aus einer solchen Sichtweise ergeben?

💛 Welche Tätigkeiten lässt du los, weil dir welche Bedürfnisse wichtig und mehr WERT sind?

💛 Was willst du gerne machen, weil dir welche Bedürfnisse wichtig und WERT sind?

Wenn du magst, kannst du uns schreiben! Wir freuen uns darauf, von dir zu lesen!
Herzlichst
Irmgard und Stefan

Stefan und Irmgard Wallner – Foto: Danila Amodeo

 

Wer frei ist, kann sich wunderbar entwickeln, persönlich stimmige Wege finden, kann er-wachsen!
Gerne helfen wie punktuell, wenn wir darum gebeten werden.

 

 

 

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