Gefangen im unsichtbaren Netz: Mein persönlicher Weg zur Authentizität
Wie ein Kind, das ein neues Leben beginnt, frage ich mich als 50-Jähriger: Kann ich mein Leben verändern? Und wenn ja, warum tue ich es nicht? Wer würde mich daran hindern? Oder gibt es ein unsichtbares Netz, das mich festhält? Es ist die Suche nach Authentizität, die mich dazu bringt, diese Fragen zu stellen, und nach einer tiefgreifenden Neuausrichtung meines Lebens zu suchen.
Aufgewachsen in gesellschaftlichen Strukturen: Die Notwendigkeit einer Neuausrichtung
Ich war eingebettet. Eins kam zum anderen, eins fügte sich zum anderen. Es hat gepasst. Ich passte. Es war einfach so. Viele Lebenswege waren mir jahrelang durch gesellschaftliche Erwartungen und äußere Faktoren versperrt. Jetzt aber spüre ich, dass vieles davon nicht mehr in mein jetziges Leben passt und eine Neuorientierung für mich notwendig ist. Und ja, jetzt habe ich wieder die Möglichkeit, etwas zu verändern. Es ist möglich.
Die Worte Erich Fromms: Ein Spiegel meiner Gefühle
Ich halte Ausschau. Ich lese. Erich Fromms „Haben oder Sein“ bietet eine treffende Erklärung meiner Gefühle:
„Der im Wachstum begriffene Mensch wird gezwungen, die meisten seiner autonomen, echten Wünsche und Interessen und seinen eigenen Willen aufzugeben und einen Willen, Wünsche und Gefühle anzunehmen, die nicht aus ihm selbst kommen, sondern ihm durch die gesellschaftlichen Denk- und Gefühlsmuster aufgenötigt werden.“
Ich lese den Text mehrmals und lasse ihn wirken. Fragen, die mir in all den Jahren nicht einmal in den Sinn gekommen sind, scheinen sich wie in einem Stausee angesammelt zu haben. Unbewusst hat sich der Speicher gefüllt, steht nun an, drückt und drängt in mein Bewusstsein. Ich könnte explodieren, ohne genau zu wissen, warum. Deshalb will ich Klarheit gewinnen. Innere Klarheit. Was bremst und hemmt mich? Wie kann ich diese Energie sinnvoll und bewusst in die richtige, für mich stimmige Richtung fließen lassen?
Die Herausforderung, das Authentische vom Anerzogenen zu trennen
Meine innere Zerrissenheit, dieser innere Druck. Der Sinn in meinem ganzen Sein und Dasein ist mir verloren gegangen. Er ist am Sinken, als würde mich dieser Stausee an Fragen und Sehnsüchten nach unten ziehen. Der Wunsch in mir ist riesengroß, da irgendwie Ordnung reinzubringen. Das Netz der Konditionierung war lange Zeit meine Realität, hat mich unbewusst gehalten und manipuliert. Jetzt ist es an der Zeit, mich davon zu befreien, zu entdecken und zu trennen, was wirklich zu mir gehört und was mir antrainiert wurde.
Die offene Tür des Käfigs: Der Wunsch nach Authentizität
Solange ich keine Klarheit und damit Gewissheit habe, bleibe ich in meinem Hamsterrad. Lebe weiter im Käfig, auch wenn die Tür weit offen steht. Ich bin vorsichtig, halte mich zurück, aus Angst verletzt zu werden. Aus Angst abgelehnt zu werden. Davor, abgestoßen zu werden. Weil ich nicht mehr passe. Weil mir der Käfig nicht mehr passt. Doch ich habe mich entschieden, Licht ins Dunkel zu bringen und mein authentisches Ich zu erkennen und zu akzeptieren. Langsam beginne ich, meine Gefühlswelt zu entdecken. Mich zu spüren. Mich selbst zu verstehen. Wenn ich all meine Gefühle ernst nehme, ihnen folge, dann wird es ernst. Wie innen so außen. Dann komme ich in Bewegung. In Fluss. Was passiert dann? Ich fühle mich mulmig, unwohl. Traue ich mir das zu? Kann ich mir selbst vertrauen? Dass ich schon weiß, was gut für mich ist? Bringe ich den Mut auf, mir selbst und meiner inneren Stimme zu folgen?
Ein neues Kapitel: Das kindliche Erwachsensein
Mit der Erfahrung eines Erwachsenen und der Neugier eines Kindes beginne ich ein neues Kapitel in meinem Leben. Ich öffne die Tür zu meiner inneren Welt und nehme mir vor, meine eigene Sprache zu sprechen, mein Innerstes zu entdecken und mich selbst zu akzeptieren. Nach und nach erkenne ich, was mich antreibt: meine Gefühle, die mir sagen, wo ich gerade stehe. Charles Darwin hatte Recht in seinem Buch „Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren“, als er erkannte, dass der Hauptzweck der Emotionen darin besteht, eine Bewegung auszulösen, die die Sicherheit und das physische Gleichgewicht des Organismus wiederherstellt.
Indem ich meine Gefühle benenne, bekommen sie Gewicht. Sie gewinnen an Bedeutung. Sie führen mich zu meinen Bedürfnissen. Meinen eigenen! Manche sind luftig leicht, andere fest und schwer und geben mir nach und nach Stabilität. An ihnen kann ich mich festhalten. Mich an ihnen orientieren. Immer klarer sehe ich meinen Weg. Ich stelle mich meinen Fragen. Höre auf meine Antworten, auf das, was mir wert und wichtig ist.
Plötzlich merke ich, wie der Druck nachlässt. Wie eine heitere Leichtigkeit mein Sein erfüllt. Wie genussvoll das ist!
Vom Käfigleben zum authentischen Leben: Meine Entscheidung
Es ist Zeit, den Käfig zu verlassen und MEIN Leben zu leben. Ich weigere mich, weiterhin in einem Käfig zu verharren und bin bereit, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Entscheidungen zu treffen, die für mich stimmig sind. Diese auch den anderen zuzumuten. Ich bin quietschvergnügt. Was für ein schönes Wort! Welch wunderbarer Zustand! Ich fühle mich lebendig. Ich traue mich, mich auszuprobieren, mein authentisches Ich zu entdecken und zu leben!
DEIN Weg zur Authentizität
Auch du kannst dein Leben überdenken. Hast du deinen eigenen Weg zur Authentizität gefunden? Oder siehst du dich immer noch in einem Käfig? Wie kannst du ihn verlassen? Sich diese Fragen zu stellen, ist ein lohnender Weg, der zu einem erfüllteren und zufriedeneren Leben führt.
Wie ist das bei dir?
💛 Wie würdest du dein authentisches Selbst beschreiben? Wie sehr lebst du es?
💛 Wie sehr lebst du es? Gibt es Bereiche in deinem Leben, in denen du dich mehr nach den anderen statt nach dir selbst richtest?
💛 Was bedeutet für dich ‚kindliches Erwachsensein‘ und wie könntest du diesen Zustand in deinem Leben fördern?
Welche Antworten kommen dir in den Sinn? Was denkst du dir dazu?
Wenn du magst, kannst du uns schreiben! Wir freuen uns sehr darauf, von dir zu lesen!
Herzlichst
Irmgard und Stefan

Stefan und Irmgard Wallner, Foto von Danila Amodeo
Hilfreiche Links:
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Prädikat sehensWERT! (interessant ab 24:25 min)